Dienstag, 31. Dezember 2013

Zimt, cinnamon, kurundu, корица, Teil 2

Überall auf der Welt gibt´s Erntedankfeste, und somit auch hier in Sri Lanka.
Ein Tatzelwurm von gefühlten 1000 Menschen verstopfte die Galle Road, den Hauptnerv, der Colombo mit dem Süden verbindet. Es war das Fest des Zimtes, ein Grund, uns mit Zimtwasser zu besprühen, unsere Brusttaschen mit den duftenden, braunen Rinden zu stopfen und uns ein "happy cinnamon" zuzurufen.
Alle waren aufgeregt, nur die Elefanten trotteten - unbeirrt von dem Getöse gemächlich ihres Weges - einem nahen Tempel zu.

 
"Schiache" Perchten tauchten auf. Ich fühlte mich ins Salzkammergut versetzt, nur dass die Röcke hier aus den frischen, grünen Blättern des Zimtstrauches und nicht aus Stroh gefertigt waren.
Die Sonne glühte, der Schweiß strömte und mein Finger verkrampfte sich bald am Auslöser.
 
 
Irgendwann gab ich auf; mein Steh-, besser Gehvermögen schwanden in der Hitze und dem Trubel dahin. Ich brauchte was zu trinken. Schnellstens.
 
 

 
"Bitte, nichts mit Zimt, wenn ´s möglich ist!", bestellte ich etwas zögerlich.
"Kurundu", grinste der Kellner, "nix mögen?"
 
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(Alle Rechte liegen bei der Autorin)
 
 


Sonntag, 29. Dezember 2013

Über Zimtgenuss und andere Genüsse, Teil 1


Der tägliche Spaziergang durchs Land der Gewürze belebt die Sinne, von den sonntäglichen Märkten will ich erst gar nicht reden. Bei uns duftet sogar der Gartenzaun, Zimtstangerl - wenn auch schon entrindet.


 
Es duftet nach Zimt und Nelken, nach Zimt und Muskat, nach Zimt und Kardamom, nach Zimt und Ingwer, ein kleinwenig auch nach Kurkuma, Pfeffer und Chili und über dem ganzen Duftgebräu schwebt ein Hauch von Vanille. Sollte sich aber irgendwo ein olfaktorisches Loch auftun, dann springt mit Sicherheit Patschuli in die Bresche.
Beim Bäcker lachen sie aus der Vitrine: Zimtschnecken in Größe von Allgäuer Kuhfladen, der Eisverkäufer kutschiert Zimteis durch die Straßen und aus dem Reis beim Curry sprießen fingerdicke Zimtstangen hervor , umringt von vielen Nelken - die sich bei Oma noch Nagerl nennen durften und die dem Kompott sein unverwechselbares Aroma verliehen.
Am sechsten Breitengrad in Sri Lanka: Kein Essen ohne Zimt, somit - kein Tag ohne Zimt, somit auch kein Tag ohne Aphrodisiakum!
Rund um den 48. Breitengrad in Wien und München langt man wohl nicht ganz so kräftig zu, obwohl Zimtschnecken, Zimtsterne, Apfelstrudel und Milchreis mit viel Zimtpulver zum kulinarischen Alltag gehören.
Nur am 50. Breitengrad in Brüssel hat man etwas gegen den Verzehr der braunen Rinde. Die Vorliebe für´s Cumarin sei´s - sagen die vielbeschäftigten Beamten -, die es gilt, uns auszutreiben, es soll Krebs erzeugen, im Falle, dass man jährlich mehr als 2 kg  zu sich nimmt. Klar, die Bayern und wir Ösis schaffen ja locker 10 Kilo.
Nach Salatgurken, Sparlampen, Klospülung und Staubsaugern haben sich die Lobbyisten nunmehr dem Treibmittel der Liebeslust zugewandt. 
Herrschaften in Brüssel! Bei uns nimmt abends der Opa sein Zimtpfeiferl an die Brust, die Oma tupft sich Zimtöl hinters Ohr, Papa schluckt Zimtbier und die Mama gönnt sich noch schnell ein Glaserl Zimtmilch bevor alle in die Bettwäsch´ hüpfen, die bei uns daheim sicher nicht nach Lavendel duftet.
Also: Greift nach Zimt, ihr Bürokraten, anstatt ihn zu verbieten, ihr werdet sehen, ihr kommt bald auf andere Gedanken!
 
Herzlichst, eure,
Patschuli-Stef
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(alle Rechte liegen bei der Autorin)

Mittwoch, 25. Dezember 2013

Do dan du wa, wa? wo?


Wir wollen zum See, zum Ratgama Kalakuwa, den die Touristen Dodanduwa Lake nennen, denn wer von uns kann schon Singhalesisch. Das Meer lassen wir heute links liegen, eigentlich rechts – wenn man´s  genau nimmt, denn wir wandern in östliche Richtung. Eine schmale Straße schlängelt sich entlang einer Hügelkette durch dörfliche Siedlungen, Hunde streunen hinter uns her, Kinder begrüßen uns mit good bye und freuen sich über ein Wiener Lutschbonbon.
Der See kommt näher, denn alle Wege führen - angeblich - dort hin. Bald liegt ein riesiger, spiegelglatter  Wasserteppich vor uns, ein pittoresker, von viel Vegetation umgebener Binnensee, über dem schwarze Gewitterwolken hängen. Es blitzt und grollt in der Ferne, die geplante Bootsfahrt fällt somit ins Wasser.
Dafür bleibt mehr Zeit zum Besuch des – im Ortszentrum gelegenen – buddhistischen Tempels.  Kumara Maha Vihara, strahlend weiß getüncht, von Kokospalmen umgeben, erwartet nach schweißtreibendem Aufstieg über eine lange Treppe andächtige Besucher auf einem Hügel.
Wir sind die einzigen Touristen. Einige weißgewandete Frauen sitzen betend im Vorhof und ignorieren uns, dafür umschwirren uns die kleinen Mönche umso eifriger, zeigen bereitwillig die Schätze ihres Tempels, den Wandelgang mit den vielen, bunten Gemälden und zuletzt: Den liegenden Buddha. Recht gemütlich ruht er da und blickt uns gleichgültig an.
Zu den kleinen Mönchen haben sich inzwischen ein paar Mädchen gesellt, sie kichern und umkreisen uns, der Buddha ist Alltag für sie, wir Touristen – wie es scheint - nicht alltäglich. Meine Kamera ist interessanter als Zuckerl.
Lange noch begleitet uns Patschuliduft – Räucherstäbchen brennen hier Tag und Nacht.
Vor dem Schlafengehen öffne ich die Fenster und warte auf die Kühle der Nacht, der Patschuli vorangeht – ein kleiner Tempel liegt unweit unserer Unterkunft.
 
Bis zum nächsten Mal,
eure,
Patschuli - Stef
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(alle Rechte liegen bei der Autorin)

Montag, 23. Dezember 2013

Fröhliche Weihnacht !


Euch und euren Familien ein schönes und besinnliches Weihnachtsfest!
Ich grüße mit einem Foto aus einem buddhistischen Tempel. Hier feiern alle (Hindus, Buddhisten, Moslems, Christen) die Feste zusammen - ich denke -, das wäre auch bei uns einer Überlegung wert.
Frohes Fest!
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Sonntag, 15. Dezember 2013

Man glaubt es nicht!


Montag sollt ´s in die Hauptstadt gehen, wir bestellen uns schon heute ein Tuc Tuc zum Bahnhof.
Ranjidh schaut verblüfft: Morgen? Montag?
Ich: Ja, morgen in der Früh und bitte pünktlich.
Ranjidh lächelt: Morgen Feiertag
Ich, ganz gescheit:  Heute Sonntag, heute Feiertag
Ranjidh grinst breit: Nein, morgen Feiertag, morgen Vollmond
Ich: Geh, mach keinen Witz!
Ranjidh: Nix Witz, immer Vollmond Feiertag! 

Eine offizielle Seite der Regierung von Sri Lanka zeigt im Internet: Tatsächlich! Im Jahr gibt ´s 12 x Vollmond und somit 12 Feiertage - zusätzlich.
Diese Tatsache werde ich in Europa zur Sprache bringen – Autofahrer, Politiker, alle Werktätigen und auch die Schlafwandler werden es mir danken.
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Samstag, 14. Dezember 2013

Alles ein bisserl kompliziert ...


Also, um es gleich vorwegzunehmen: Einfach ist das alles nicht.
Sonntags – vor 1 Woche - werkten vier Mann in luftiger Höhe entlang der Dorfstraße am Kabel. Die Nachbarn jubelten: „Hurra! Internet und TV sind wieder da!“ Weiß der Teufel, bei mir jedenfalls ging trotzdem nichts. Anruf beim Hausherrn in Europa: Es dürfte am Splitter liegen. Wo´s den zu kaufen gibt?
Inzwischen fiel der Strom aus.
Im Frühmorgenzug in die 20km entfernte Bezirksstadt waren wir guter Dinge: Heute schaffen wir es! Indische Exotik nahm uns gleich gefangen: Ein buddhistisches Bethaus – eingerüstet – zog uns an und bald darauf zerrte uns ein Tempelwächter in einen Hindutempel, dessen Farbenpracht ich sogleich erlegen bin. Es war heiß, ich hatte Durst. Im angeblich schönsten Fort von ganz Asien übermannte uns der Hunger. Ein muslimisches Restaurant lockte, nur gab´s dort weder Wein noch Bier, sodass mein Angetrauter trauerte. Ich setzte mich durch: Wir hatten schließlich Hochzeitstag.
Hundemüde kletterten wir in den Regionalzug; Schüler waren übermütig, Werktätige gut gelaunt - nur mir verging plötzlich das Lachen: Ich hab´ den Splitter vergessen! Im Heimatort wusste ein Taxler Rat: „Splitter hier im Elektroshop.“
Alles war vergebens, der Telekommann musste her, prüfte, suchte und befand, der Router sei kaputt.
Spätabends fiel der Strom aus, Buch zur Seite – ich tastete mich zur Dusche vor. Eingeseift stand ich da, als das Wasser es dem Strom gleichtat. Verflixt! In der Outdoorküche wusste ich von einer 5-Liter Wasserflasche, die musste her. Der Angetraute sprang aus den Federn und eilte – nackt wie Gott ihn schuf – durch den stockdunklen Garten – nur mit Taschenlampe bewaffnet - der Küche entgegen. Ich – Eva - stand unter der Tür und zappelte, die Seife trocknete langsam ein.
Die Bewegungsmelder gingen an: Hurra, der Strom ist wieder da! Durch den Garten flitzte einer seiner Unterkunft entgegen, um gleich darauf festzustellen, dass mit dem Strom auch das Wasser wieder eingetroffen sei.
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Freitag, 6. Dezember 2013

Wo bin ich wohl gelandet?



Sprachschnuppen Rätsel: Wo bin ich?

Bitte, wo ist der Schalter der Qatar Airlines?
„Ums Egg umme, hindd!“: Flughafen München - ganz gewiss.
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Ankunft bei Mozarts „Kleine Nachtmusik“: Bandaranaike oder doch Maxglan?
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Kein Telefon, kein TV, kein Internet; Telekomkabel sind über Nacht aus dem Ort verschwunden, Kupfer ist teuer: Osteuropabande? Klar, Osteuropa!
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Die Leute sind sooo freundlich, auch jene, die mir nichts verkaufen wollen: Da muss ich ziemlich fern der Heimat sein.
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Auf der Straße gibt´s sowohl Links- als auch Rechtsverkehr - gleichzeitig, versteht sich.  Alles klar?
 
Ayubowan, Sri Lanka!
 
 

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                                 (Alle Rechte liegen bei der Autorin.)


  


Sonntag, 10. März 2013

Adios Costa Rica!

Ohne viele Worte:

Das Tor zum Urwald schließt sich.
 
 
 
Auf Wiedersehen!
 
 
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Alle Rechte liegen bei der Autorin
 
 
 

Freitag, 8. März 2013

Im Bribriland


Manchmal tut man sich was an:
Schwer tragen wir an unseren Schuhen. Heute ist es nicht der Rucksack, der drückt, heute sind´s  die vollgesoffenen Wanderschuhe.
Im Sonnenschein sind wir losgezogen. Einen Pfad nach Shiroles wollten wir erkunden, nach Affen und Tukanen Ausschau halten und Schlangen aufstöbern.
 
am Weg
 
Über die Talamancaberge wälzen sich bald schwarze Wolkenhaufen, die Unheil verkündend in unsere Richtung ziehen. Wir beschleunigen unsere Schritte, wohl wissend, dass wir dem Regen nicht entkommen. Ein kleiner Fluss, der unseren Weg quert, schwillt in Sekundenschnelle an, trüb und ockerfarben wälzt er sich an uns vorbei. Ein Durchkommen ist jetzt nicht mehr möglich, wir sind gezwungen, umzukehren.
Nach einer Stunde Dauerlaufens kommen wir aufgeweicht in Bribri, der Hauptstadt der Talamancaregion, an, wo uns die ersten Sonnenstrahlen begrüßen.

 
 
Verärgert entledige ich mich meines Regenmantels und stopfe ihn in die nächste Mülltonne; er hat seine Aufgabe nicht erfüllt, ich bin pitschenass.
Bis zur Abfahrt des Busses haben wir noch viel Zeit. Gut so; endlich kann ich mich den naiven Wandmalereien widmen, die hier von vielen Hütten herunter lachen. Bribri ist bunt, auch bei Regen.
 
   
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Donnerstag, 28. Februar 2013

Eine Fabel


Die Geschichte vom Regenbogen 
„Platsch, platsch, platsch…“ sprangen die letzten Regentropfen von den Blättern auf die Erde. Der Wind hatte sie von den Ästen gerüttelt. Nach dem starken Regen war es noch eine Weile windig, denn die Blätter mussten trocknen, ehe die Sonne wieder zwischen den Wolken hervorblinzeln konnte. Aber vorher gab es noch einen Regenbogen, der sich weit über den Himmel spannte. Kennt ihr die Farben des Regenbogens? Wenn ja, dann zählt sie auf: ………………..
 
 
Eine kleine Maus guckte aus ihrem Loch hervor, sie freute sich,  den Regenbogen zu sehen und sagte zu ihm: „Schön, dass der Regen vorbei ist, jetzt kann ich wieder hinaus und Futter suchen und werde nicht mehr nass dabei.“ Der Regenbogen leuchtete jetzt noch viel schöner, weil er sich über das kleine Mäuselein freute.

Ein großes Bananenblatt bewegte sich plötzlich und ein dicker, grüner Frosch hüpfte darunter hervor. Er hatte große, kugelrunde Augen, ein ganz breites Maul, und er quakte ganz aufgeregt: „Warum hat es schon zu regnen aufgehört? Ist doch viel gemütlicher, wenn es schön nass ist, da trocknet meine Haut nicht so schnell aus! Ich mag es gar nicht, wenn die Sonne scheint.“ Der Frosch guckte zum Himmel hinauf und knurrte: “Du bist so schön, mein lieber Regenbogen, sag, kannst du nicht immer statt der Sonne am Himmel bleiben?“
 
 

Das hörte die Schlange, sie pfauchte, nachdem sie ihr Blätterhaus verlassen hatte. „Ich liebe die Sonne, sie wärmt mich, und wenn es warm ist, dann kommen auch die Mäuse aus ihren Löchern, dann gibt’s für mich wieder was zu fressen. Also, wenn ihr mich fragt, ich brauche keinen Regen und auch keinen Regenbogen.“
 
 

Auf einmal bewegte sich die Bananenstaude; auf ihr saßen viele, viele süße Bananen, auf die sich schon die Affen, die Papageien und die Menschenkinder freuten.
"Seid ihr denn ganz verrückt geworden?“, raschelte die Bananenstaude heftig, „ich brauche viel, viel Wasser, damit meine Blätter groß werden, aber ich muss auch Sonne haben, sonst gibt es keine süßen Bananen.“
Die Bananenstaude schaute jetzt zum Regenbogen hinauf, der schon ganz traurig war. Seine Farben wurden immer blasser, er fürchtete, nicht mehr geliebt zu werden. Denn die einen mochten den Regen und somit auch den Regenbogen, die anderen Tiere aber, die nur die Sonne wollten, müssten auf den schönen, bunten Regenbogen verzichten.

„Mein lieber, bunter Regenbogen“, klagte ihm die Bananenstaude und blickte dabei verärgert zum Himmel hinauf. „Wenn es noch einmal Streit unter den Tieren wegen des Regens und der Sonne gibt, dann gibt’s Ärger! Die Mäuse lasse ich nicht mehr in ihr Mäuseloch unter meine Wurzeln schlüpfen, der Frosch darf sich nicht mehr unter meinem Blätterdach verstecken und die Schlange vertreibe ich aus ihrer Blätterwohnung.“
Jetzt freute sich der Regenbogen, er lachte und leuchtete in seinen prächtigsten Farben vom Himmel. Bald darauf schickte die Sonne ihre Strahlen auf die Bananenstaude herunter, die zufrieden ihre grünen Finger ausstreckte.

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Alle Rechte liegen bei der Autorin

 

 

 

  

 

Samstag, 23. Februar 2013

Orchideen entlang der Wege

Taubnessel, Waldrebe und Weidenröschen fand ich hier nicht, dafür diese Schätze entlang meiner Wege:
 
 
am Flussufer im Sonnenschein
 
 
frühmorgens am Waldrand
 
 
hinter einem Schuppen im Regen
 
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Sonntag, 17. Februar 2013

Begegnung im Dschungel


"Was, selber paddeln?“ Entgeistert schaut eine Mitreisende in die Runde, der vom Guide soeben ein hölzernes Paddel in die Hand gedrückt wird.
„Claro“, meint dieser, „sonst siehst ja nichts, wenn du dich nicht vom Fleck bewegst“.
In den nächsten Minuten schon stechen wir in die trüben Fluten der Lagune von Tortuguero, um bald darauf von einem Flusslauf, über dem die frühmorgendlichen Nebel hängen, aufgenommen zu werden. Ruhig strömen die Wassermassen an uns vorbei. Aus den hohen Baumkronen dringt Affengebrüll zu uns herunter, Eisvögel zerschneiden die Luft und auf Baumstrünken hocken Blaureiher, auf ihr Frühstück wartend. Papageien kreischen über unseren Köpfen.

 
Der Fluss wird schmäler; wir ducken uns unter riesigen Farnwedeln, Palmblättern, Helikonienstauden und Lianen.  Am matschigen Uferrand verraten Spuren einen Tapir, der sich aber nicht blicken lässt. Schildkröten faulenzen auf einem Ast und funkelnde Morphofalter tanzen vor unserem Boot auf und ab.
 
 
Unsere kleine Gruppe hält den Atem an: Zwischen dichten, lindgrünen Wasserlinsen bewegt sich etwas. Das Tier hat uns schon entdeckt; ruhig gleitet es aus dem grünen Teppich ans Ufer und lässt sich fotogen im Schlamm nieder. Seine Augen fixieren uns; nur das Klicken einiger Kameras ist zu vernehmen.

 
Ich täusche mich nicht: Der Kaiman wirft sich für uns in Pose und lächelt uns wissend an. Er lebt ein sicheres Leben im großen Naturschutzgebiet.  
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Samstag, 9. Februar 2013

Ein Vulkan hat Rauchverbot!


Grün ist´s in der Cordillera Central, so richtig grün, wie im Frühsommer auf Europas Almen. Die Sonne strahlt, und der heftige Wind treibt weiße Wolken über den tiefblauen Himmel.

Der Besuch des rauchenden Vulkan Turrialba ist uns von Amts wegen verwehrt; seine spontanen, heimtückischen Ausbrüche sind der Grund. So sind wir auf seinen Nachbarn, den Irazú, ausgewichen. Voller Hoffnung, ein wenig Grollen aus den Tiefen unseres Planeten zu vernehmen, eine Rauchsäule oder gar etwas brodelnde Lava zu erspähen, eilen wir ungeduldig an den Höllenschlund.
Doch, was bietet man uns? Eine Tafel, nicht weit entfernt vom Kraterrand, verkündet streng, dass hier absolutes Rauchverbot herrsche.
Wir sind baff;  Vulkanus, der Gott des Feuers, hält sich auch noch dran. Was ist nur mit den alten Göttern los?
Beim Blick in die Tiefe wird klar: Der Schmiedegott rächt sich auf seine Art. Den Kratersee, einst smaragdgrünes Juwel, hält er ab sofort in seinem Innersten verborgen.
Liebes Ministerium, gestatte dem Vulkan wieder das Rauchen, ein bisserl nur, dann wären wir schon zufrieden. 
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Donnerstag, 31. Januar 2013

Ein peinlicher Irrtum

 


Gestern saß ich im nassen Garten,
ließ ein Kröte mich nicht lange warten,
ich bückte mich nieder und küsste das Tier,
liebkoste es heftig, mal da und mal hier.

Auf einmal dämmert ´s: "Bin ich doch blöde,
zum Prinz wird ein Frosch und nicht eine Kröte!"


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Sonntag, 27. Januar 2013

5 1/2 Stunden bis Chanquinola

                    Busfahren in Panama
Vor der Abfahrt

Freiwillig steige ich nicht ein; aber ich habe keine Chance, man presst mich hinein. Mein Rucksack steht am Bordstein und schaut drein, als ob wir uns nie mehr wiedersehen würden.
Bald schleichen wir los. Wir: Ein Kleinbus, ein Fahrer, zwei Begleiter,  sowie ca. 25 Fahrgäste. Unter den Sitzen stapeln sich Schachteln, Ballen und einige Hunde, die man wegen Transportverbots in öffentlichen Verkehrsmitteln in Pappschachteln gezwängt hat. Sie sind die einzig Unaufgeregten.
Am Gang werden zusätzlich zwei Notsitze aufgeklappt. Nebenan auf der schmalen Bank drängen sich eine Indiofrau und deren drei Kinder, wovon eines gerade seine Mahlzeit von Mutters Brust entgegennimmt.
 
Überlandbus in Panama

Der Fahrer schaut suchend aus dem, zumindest optisch überladenen, Gefährt. Noch Reisewillige entlang des Weges? Klar, da und dort ein Campesino *), der mit Sack und Pack mitkommt. Der Berg am Dach, festgezurrt mit vielen Metern Plastikschnüren, wird immer höher. An der nächsten Haltestelle wird umgeschichtet. Unser Chauffeur hat wahrscheinlich erkannt, dass der Schwerpunkt verlagert werden muss. Einige Reissäcke, zwei Rucksäcke - unserer ist nicht dabei -, eine Tonne und zwei Schaufeln entkommen der luftigen Höhe und werden zwischen den Fahrgästen eingeklemmt. Sicherheitsgurten auf panamesisch.
Das Thermometer steigt, die Türe wird aufgerissen, und die zwei Fahrbegleiter zeigen der anwesenden Damenwelt, was für tolle Kerle sie sind. Mit einer Hand am Türrahmen festgekrallt, in der anderen den Celular **), wird, weit aus dem Bus hängend, balancierend telefoniert, was die kurvige Strecke hergibt.
 
Entlang der Straße
 
Einige Frauen am Wegrand winken, unser Gefährt stoppt mit quietschenden Bremsen. Was es gibt? Gefüllte Teigtaschen, noch heiß, grellbunte Süßigkeiten in Plastik eingeschweißt und jede Menge geschälte Orangen, ebenfalls in Plastikbeuteln, bietet man uns an. Die Orangen finden sofort ihre Abnehmer.
Die saftigen Dinger werden an Ort und Stelle enthauptet, ein kleines, aber scharfes Messer macht die Runde. Neben mir beißt ein Indiobub genussvoll in seinen Saftspender. Es spritzt nach allen Seiten, meine Billen kleben. Rundum zufriedenes Nuckeln, Schlürfen und Saugen bis ich mich frage, wohin nun mit dem vielen Leergebinde. Während ich noch überlege, fliegt die erste, ihres Saftes beraubte Frucht, knapp an mir vorbei ins Freie. Ich muss eingestehen: Ist doch gut, wenn Fenster und Türe offen sind. Mein kleiner Nachbar, er konnte als Sitzplatz nur mein rechtes Knie ergattern, zielt zwischen einige Köpfe in Richtung Türe. Fast geschafft! Das Geschoß prallt am halboffenen Türflügel ab und fliegt als Bumerang zurück, direkt zwischen zwei vor uns sitzende Mädchen, die böse aufheulen. Der Schütze schaut teilnahmslos zur Seite.
Ich grinse ob des Schauspiels. In dem Moment schiebt sich eine Hand an meine Bluse heran, um sich die Finger darin abzuwischen. Irrtum, der Kleine hat nur sein Hemd verfehlt.

*)   Landarbeiter
**) Mobiltelefon
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Freitag, 25. Januar 2013

Schokolade, Schokolade

 
              Eine Geschichte für Mara R. :
 

Kakaoschote
Zu Hause beißen wir in Milka Nuss, manchmal auch in Lindt mit Rosinen.
Hier gibt´s Kakao pur (mit winzigen Partikeln der Schalen) – ein Genuss!
Vor dem Genuss aber steht die Arbeit!
Man nehme:  Geröstete Kakaobohnen und zermahle sie mithilfe eines runden Steines. Dauert eine Weile; manchmal verfängt sich auch eine Fingerspitze unter dem Stein. Aua!
Wie schön das Teakholz leuchtet, auf dem die Bohnen langsam eine körnige Metamorphose eingehen.
geröstete Kakaobohnen
Jetzt sind Könner gefragt: Vorsichtig kreisend wird die Teakschale bewegt. Die Streu trennt sich vom… Nein, die zerkrümelten Schalenstücke von den Kakaobröseln.
Am Boden vor dem Arbeitsplatz warten schon die Küken, zukünftige Schokoladeküken.
Trennen der Kakaobrösel von den Schalen
Jetzt  bedarf es einer Mühle. Die bröselige Masse wird in einen Trichter gefüllt und dann kräftig an der Kurbel gedreht… dunkelbraun breiig platscht die Schokolade auf das bereitgelegte Bananenblatt. Ein wenig Zucker dazu und schon gibt´s dicke, fette, süße Schokolade mit etwas „Biss“. Lecker!
Kakaomasse
Milka, Zotter, Lindt und Hershey schmecken irgendwie anders.
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Mittwoch, 23. Januar 2013

Wo James Bond seinen Whiskey schlürft…


Im panamesischen Kitz, nur ohne Schnee, stehen ihre Villen, Cottages, Fincas, Haciendas, davor Hummer und Porsche Cayenne; umzingelt von kleinen, adretten Wochenendhäuschen, Bretterbuden und viel Unrat.
 
Sonntagsausflug zum Fluss

Ahnungslos sind wir angereist, Boquete, das Blumendorf in Panama, war unser Ziel. An den Abhängen des Vulkan Barú und der Cordillera de Tabasará liegt das Städtchen am Talschluss, zu dem eine Autobahn hinführt. Eine Autobahn ans Ende der Welt? Kanadische  Goldschürfer stehen bei Fuß, sagt man uns, da lohnt sich schon ein schneller Fluchtweg. Zum Nationalpark La Amistad besteht schließlich Tuchfühlung.

Sturmböen pfeifen uns um die Ohren, als wir einen der vielen Berghänge erklimmen. Staub wirbelt auf, es ist knochentrocken; der Regen hat das Land seit Monaten nicht  gestreift. Ein Hotelrestaurant hoch oben am Berg  ist unser Ziel. Der vorbeiholpernde hoteleigene Bus ignoriert uns. Wanderer sind hier, wie es scheint, Tagelöhner, umherziehendes Gesindel. Ein paar grobe Flüche schleudern wir dem Ignoranten hinterher und kehren um. Wir sind schlapp, hungrig und durstig, die Strapazen des Aufstieges haben wir unterschätzt.

Auf halbem Weg nach unten steht es da: Fast unscheinbar guckt es hinter einer Steinmauer hervor, eine kleine Tafel verkündet handschriftlich, dass es hier etwas zu essen gibt. Ungehobelte Tische und Stühle stehen auf der Terrasse des kleinen Restaurants. Der Küchenchef beherrscht sein Geschäft, wir dürfen an seiner Kunst teilhaben: Filet Mignon, himmlisch!  Eine Gruppe älterer Amerikaner mit Residencia, im Lokal wohlbekannt, strömt herein und bestellt ihre alltäglichen Hamburger mit Pommes. Eine Diskussion entbrannt: Welche Sauce heute?  Sie sind lustig und gut drauf, Jubilados, die jubilieren, so ist´s recht!
 
Markttag in Boquete, Panama
 
Am Abend kehren wir im Ort ein. Von der Wand strahlt großformatig im Schottenkostüm Sean Connery, besser bekannt als James Bond, Agent 007. Er soll hier eine Villa besitzen. Egal, wir bevorzugen Rum an diesem Abend.
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Donnerstag, 17. Januar 2013

Surfin´, surfin´


Fesch schauen sie aus:
Braungebrannt, muskelbepackt, rastagelockt.

Ich steh´ da:
Käsebleich, hüftbespeckt, schnittlauchverziert.

Surfin´ surfin´  hab´ ich noch aus den 70ern in den Ohren, hießen die nicht Beach Boys?  Surfin´,  ich hab´s  noch nie probiert, ich kann es nicht!

Das soll sich bald ändern, beschließe ich.   

Flott pflüge ich nach der täglichen Morgengymnastik durch den warmen Sand. Mein Ziel ist der Stand mit den Surfbrettern, die mich seit Wochen schon so verlockend, so verdammt ungeniert auffordernd, angucken.

Der Eigner würdigt mich keines Blickes; er, rastagelockt, waschbrettbauchbestückt flirtet gerade mit einigen blonden Norwegerinnen, im Sand hockend, die nordischen Kurven von unten bewundernd. Wenig Textiles verhüllt die Fjorde und Skandinavischen Berge, denen sich der Südländer zeitaufwändig widmet.

Das aufmerksame Studieren hat für den Geografen ein Ende, als ich mich, die schon gefühlte Stunden hinter Emma, Ingrid, Nora, Tuva und Selva zugebracht hat, bemerkbar mache und unüberhörbar räuspere.

Die Nordländerinnen stelzen zur Seite und geben den Blick auf mich frei.

Mein: „Señor, por favor!“ klang wahrscheinlich etwas zu streng in den Ohren des Rastagelockten; er reckt nur seinen Hals in meine Richtung.

„Eh, abuelita, buenas!“ schmettert er und strahlt dabei, eine Colaflasche schwingend. Es dürfte in der letzten Nacht viel Rauch in der Luft gehangen sein, so glasig verschwommen ist sein Blick.

„Abuelita, wie geht´s heute?“

Trotz des engen, perfekt sitzenden, schwarzen Badetrikots erkennt er mich wieder:

Wir haben gestern in der Bar nebenan getratscht, er bei einem Pils, ich bei einer Cerveza Imperial. Er hatte mir seine beiden süßen Zwillinge vorgestellt, ich von meinen Enkelkindern geschwärmt. Abuelita!                                 *)

Nix is, abuelita! Bei chica oder amiga, ja, da wär´ ich auf´s Brett gestiegen.

Nachsatz:  Ich habe davon geträumt, dass in ferner Zukunft meine Enkelkinder deren Kindern davon erzählen würden, dass einst ihre Urli die Wellen bezwang.                            **)

 

*)     Abuelita: spanische Koseform von Oma
**)   Urli: österr. Koseform von Uroma

 
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Kochvielosofie - 2.Teil

Auf vielfachen Wunsch gibt´s eine Fortsetzung zur Topfvielosofie, die letzte! 

   Es kocht der Mann
    wie ´s ihm gefällt,
   braucht dazu einen Patzen Geld.
 
 
Ab fünfzehnten
die Frau ist dran,
verkocht die Restl dann vom Mann.
 

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Donnerstag, 10. Januar 2013

Faultier vor der Hütte


Vor unserer Hütte steht ein Baum, ragt in den Himmel hoch hinauf,
es ist des Faultiers Lebensraum, das isst und schläft und wohnt darauf.



Wer stört? Ach, du willst ein Foto von mir?
Gerne!

 



Geht´s so oder doch anders? 
 



Sag, bin ich nicht ein fescher Kerl?

 



 
          Hoppala, was seh´ ich da?

                                                                                                          Nur schnell hinunter...

                
                                                                                                                            


                                             Geschafft, hat mich jemand geseh´n?



                           Na, wenn´s wirklich so ungesund ist, dann geh´ ich halt wieder....

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Mittwoch, 2. Januar 2013

Die Hunde vom Alten Hafen


Begleitung hatte ich immer, allein war ich nie.
Immer waren sie neben mir, vor mir, hinter mir.
Um ehrlich zu sein: Sie hatten mich stets ignoriert, die Hunde vom Alten Hafen.
 
 
Ihr Revier hatten sie auf und neben den Straßen, auf den Müllplätzen, vor dem Supermarkt, am Strand. Ihre Gelassenheit war sprichwörtlich: Sie  ignorierten heranrollende Autos, Motor-  und Fahrräder. Sie siegten immer, sie wichen nie.
Hunde, die nie stritten, nie bellten, nie rauften, die meist herrenlos waren.
 
 
Der Alte Hafen ist seelenloser geworden, die Feiertagstouristen sind eingefallen, die Hunde sind verschwunden.
Man sagte mir: Sie haben sich einen ruhigeren Platz gesucht.
 
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Alle Rechte liegen bei der Autorin