Sonntag, 17. Februar 2013

Begegnung im Dschungel


"Was, selber paddeln?“ Entgeistert schaut eine Mitreisende in die Runde, der vom Guide soeben ein hölzernes Paddel in die Hand gedrückt wird.
„Claro“, meint dieser, „sonst siehst ja nichts, wenn du dich nicht vom Fleck bewegst“.
In den nächsten Minuten schon stechen wir in die trüben Fluten der Lagune von Tortuguero, um bald darauf von einem Flusslauf, über dem die frühmorgendlichen Nebel hängen, aufgenommen zu werden. Ruhig strömen die Wassermassen an uns vorbei. Aus den hohen Baumkronen dringt Affengebrüll zu uns herunter, Eisvögel zerschneiden die Luft und auf Baumstrünken hocken Blaureiher, auf ihr Frühstück wartend. Papageien kreischen über unseren Köpfen.

 
Der Fluss wird schmäler; wir ducken uns unter riesigen Farnwedeln, Palmblättern, Helikonienstauden und Lianen.  Am matschigen Uferrand verraten Spuren einen Tapir, der sich aber nicht blicken lässt. Schildkröten faulenzen auf einem Ast und funkelnde Morphofalter tanzen vor unserem Boot auf und ab.
 
 
Unsere kleine Gruppe hält den Atem an: Zwischen dichten, lindgrünen Wasserlinsen bewegt sich etwas. Das Tier hat uns schon entdeckt; ruhig gleitet es aus dem grünen Teppich ans Ufer und lässt sich fotogen im Schlamm nieder. Seine Augen fixieren uns; nur das Klicken einiger Kameras ist zu vernehmen.

 
Ich täusche mich nicht: Der Kaiman wirft sich für uns in Pose und lächelt uns wissend an. Er lebt ein sicheres Leben im großen Naturschutzgebiet.  
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Alle Rechte liegen bei der Autorin


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