"Was, selber paddeln?“ Entgeistert schaut eine Mitreisende in
die Runde, der vom Guide soeben ein hölzernes Paddel in die Hand gedrückt wird.
„Claro“, meint dieser, „sonst siehst ja nichts, wenn du dich
nicht vom Fleck bewegst“.
In den nächsten Minuten schon stechen wir in die trüben
Fluten der Lagune von Tortuguero, um bald darauf von einem Flusslauf, über dem
die frühmorgendlichen Nebel hängen, aufgenommen
zu werden. Ruhig strömen die Wassermassen an uns vorbei. Aus den hohen Baumkronen
dringt Affengebrüll zu uns herunter, Eisvögel zerschneiden die Luft und auf
Baumstrünken hocken Blaureiher, auf ihr Frühstück wartend. Papageien kreischen
über unseren Köpfen.
Der Fluss wird schmäler; wir ducken uns unter riesigen Farnwedeln,
Palmblättern, Helikonienstauden und Lianen.
Am matschigen Uferrand verraten Spuren einen Tapir, der sich aber nicht
blicken lässt. Schildkröten faulenzen auf einem Ast und funkelnde Morphofalter
tanzen vor unserem Boot auf und ab.
Unsere kleine Gruppe hält den Atem an: Zwischen dichten, lindgrünen Wasserlinsen
bewegt sich etwas. Das Tier hat uns schon entdeckt; ruhig gleitet es aus dem
grünen Teppich ans Ufer und lässt sich fotogen im Schlamm nieder. Seine Augen
fixieren uns; nur das Klicken einiger Kameras ist zu vernehmen.
Ich täusche mich nicht: Der Kaiman wirft sich für uns in
Pose und lächelt uns wissend an. Er lebt ein sicheres Leben im großen Naturschutzgebiet.
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Alle Rechte liegen bei der Autorin
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