Dienstag, 25. Dezember 2012

Caipirinha und mehr

 
 
Heute hab´ ich Namenstag! Einen Drink in einer Bar darf ich mir wohl gönnen.
Die Zeit zum Gustieren ist lang genug, die Rempelei an der Theke groß.
Nur, was will ich nehmen?

Señorita? Por favour?
Chica?

Himmel, der geht ´s aber an! Leider ahne ich, dass es ihm nur ums Geschäft geht.
Eine Piña Colada? Danke, die Farbe dieses Cocktails lacht mich nicht an,
- ich überlege noch ein Weilchen, während ich schon an meinem Trinkhalm ziehe.

              Salud!, nach links,
              на сдорове!, von rechts.

Eine Frozen Margarita vielleicht? Ich fürchte, zu süß,
- der nächste, kräftige Schluck schmeckt gleich noch besser.
                   
                    Algo mas? 

Ein Cuba libre? Coca Cola mag ich nicht.
Mojito? Naja, hat aber viel Rum.
- Verdammt, die grüne Minze klemmt zwischen den Zähnen.

Hurricane wäre mir recht, geht aber nicht, weil heute gibt ´s keine Maracuja.
- Ich ziehe inzwischen am Caipirinha, das Eis im Glas klingelt verzweifelt.
 
                    Eh?
  
Batida de Coco klingt gut, Kokossaft mag ich.
-  Der hat ´s in sich, warum kippen hier nur die Gläser so leicht?
 
                    ¿Te gusta Cachaça?                                                  *)
 
Me llamo Estefania, mucho gusto! Stammle ich und strecke meinem verdutzten Gegenüber die  Hand entgegen. Sie verfehlt ihr Ziel.
 
Am Heimweg - so sagt man mir später - habe ich die Internationale geträllert und noch einige Fotos geschossen. Komisch, hat gar meine Kamera gefeiert? 
 
 
*) Cachaça ist ein brasil. Zuckerrohrschnaps
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 Alle Rechte liegen bei der Autorin
 
 

Montag, 24. Dezember 2012

Fröhliche Weihnacht überall ...

Allen Freunden und Lesern meiner Blogs ein schönes, gemütliches und besinnliches Weihnachtsfest!
 

Eure Bloggerin,
Stef
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Mittwoch, 19. Dezember 2012

Nach Yorkin


Flussaufwärts geht’s im Einbaum, Einbaum mit Außenbordmotor. Der Yorkin, ein Nebenfluss des Telire und dieser wieder des Sixaola führt wenig Wasser, sodass unser armer, zweiter Bootsmann immer wieder kräftig seine Stake einsetzen muss, um uns sicher über die Stromschnellen an unser Ziel, den winzigen Ort Yorkin, eine Bribrisiedlung(*), zu bringen.
 
 
Wir glauben uns am Ende der Welt. Hier geht nichts mehr weiter, kein Boot und schon gar keine Straße. Ich bin mir aber sicher, es führt ein Pfad hinüber nach Panama, denn, wie sagte schon Janosch: „Ach, wie schön ist Panama…“.
Durch Schlamm trampeln wir bergan, Kakaoschoten baumeln vor unseren Nasen, einige Holzhütten zeigen sich verschreckt. Hunde bellen.
Unser Bootsführer, der Capitano, schreitet mit einer geschulterten Gasflasche recht flott voran, von uns rinnt der Schweiß in Strömen.

Vor uns am Hang thront plötzlich eine riesige, kreisrunde strohbedeckte Hütte. Fast wie eine unbezwingbare Festung steht sie da, bis der Hausherr aus ihr heraustritt und uns mit offenen Armen freudig begrüßt.
 
Kaffee wird sogleich aufgetischt, die Hausfrau werkt am offenen Feuer, Rauch steigt durch das Blätterdach ins Freie. Vor der Hütte scharren die Hühner, dahinter lauern die Hunde auf Futter.
Ich bewundere das lange Nest eines Webervogels, das im Wind baumelt, bis mein Blick abschweift und ich etwas entdecke:
  
Ich traue meinen Augen nicht:
 
 
Da steht doch tatsächlich, nur einige Meter von unserer gastlichen Herberge entfernt, ein Sonnenkollektor mitten in der grünen Wiese, zwischen Hibiskus und Bromelien. Waagrecht festgeschraubt auf ein Holzgerüst glotzt das kaum 1 m2  große Minikraftwerk der Sonne entgegen,  die sich heute aber bedeckt hält. Einige Kabel, gestützt von buckligen Holzstangen, führen die Energie ans Haus heran. Ein klein wenig Technik noch an einem Pfosten im Inneren der Hütte fixiert, und schon erhellen abends einige Energiesparlampen den großen Raum.

Licht in der abendlichen Hütte, welche Wohltat!
 
*)Bribri: Eine der sechs indigenen Gruppen Costa Ricas, mit eigener Sprache, beheimatet im Talamancagebirge .   
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Alle Rechte liegen bei der Autorin


 
 
 
 

Sonntag, 16. Dezember 2012

Auf zur Dschungeltour!


 
Im Boot den Rio Sixaola hinauf zum Rio Yorkin, immer an der panamensischen Grenze entlang zum Stamme der Bribri. Was uns erwartet? Wir lassen uns überraschen.
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Freitag, 14. Dezember 2012

Cerveza in Limón

Eigentlich Puerto Limón, wo einst der große, christliche Seefahrer an der „Reichen Küste“ gelandet ist. Schon wieder ist einer vor uns da gewesen.
Heute laufen außer Kreuzfahrern - im touristischen Terminus „Kreuzfahrttouristen“ bezeichnet - wenige Reisende in der ehemals so gefährlichen Hafenstadt herum. Brav folgt ein riesengroßer Schwarm, eng aneinandergedrängt, seinem Guide. Der schwingt am Kopf des Rudels sein buntes Fähnchen: „Hier geht’s lang!“
 
 
 
An einer Kreuzung spricht er uns an, stellt sich mit Gerardo vor und flicht gleich ein, dass er eine Lizenz zum Führen habe.
Ich sehe es ihm sofort an: In seinen Augen sind wir verloren gegangen. Uns muss geholfen werden, wenn auch gegen ein bisschen Entlohnung.

„Señor“, sage ich zu ihm, „wir wollen nur ein wenig bummeln und uns ein paar schöne, alte Häuser ansehen.“ Dabei schwinge ich demonstrativ meine kleine Kamera hin und her.
Ich merke sogleich, dass das jetzt blöde von mir gewesen ist.
„Ich kenne alle alten Häuser von Limón, die zeige ich ihnen jetzt“, sagt er, dreht sich um und eilt wieselflink voraus, eine Hand nach uns ausstreckend. Wir haben keine Chance.
Einige Straßenecken weiter erblickt mein Angetrauter etwas, das er vorher schon lange gesucht hat: Eine Kaschemme, neben der sich die Bierkisten stapeln. Cerveza Imperial! Der Himmel meint es gut mit ihm. Blau-grün bemalt steht eine Holzhütte, leicht verwackelt, vor uns. Von der Wand lacht ein Plakat, nein keines der Brauerei, es sind zwei Damen, die uns lächelnd einladen. Wahrscheinlich nicht zum Biertrinken, aber unser Durst ist so übermächtig, uns ist jetzt jede Einladung recht.
 
 

Gerardo erschaudert. Das hat er von zwei vermeintlichen Kreuzfahrttouristen, noch dazu älteren,  nicht erwartet, Bier statt Kultur und noch dazu an so einem Ort.
Der gute Mann resigniert. Wir haben ihn nie wieder gesehen.
 
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Alle Rechte liegen bei der Autorin
 
      

Montag, 10. Dezember 2012

In Puerto Viejo d.T. mit Familienanschluss

Recht gemütlich geht ´s zu bei Peter in Puerto Viejo de Talamanca. Abseits des Verkehrslärms liegt seine kleine Anlage im Tropengarten, die von  zwei braven Hunden bewacht wird. Ins Zentrum des umtriebigen Ortes geht ´s zu Fuß in  wenigen Minuten.
Cabinas Monte Sol liegt 50 Meter hinter Restaurant Helena Brown an der Straße nach Manzanillo.
 
 
Der kleine Liam ist inzwischen ein wenig gewachsen. Er empfing uns mit seiner Schildkröte im Arm; seine Katze, die "Katze" gerufen wird, hat uns vor Wiedersehensfreude fast zu Fall gebracht. Jetzt sitzt sie täglich vor unserer Hütte und bettelt. Na, ein bisschen wird man doch noch betteln dürfen.
 
 
Und Liam, wenn er nicht gerade mit Hund und Katz oder der Schildkröte spielt, singt. Laut und kräftig zwitschert der Kleine, er ersetzt hier die landesüblichen Musikspender. Bob Marley beherrscht er noch nicht, aber der "Dear Old Donald" klingt schon recht ordentlich. Einfach zum Gernhaben, sag ich Euch!
 
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Alle Rechte liegen bei der Autorin
 





Zum Träumen, Leben, Lieben...

...zum Dichten, Malen, Musizieren oder einfach nur mit dir zum Mondbetrachten?

 
 
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Sonntag, 9. Dezember 2012

Wie schön ist es im Urwaldland!

 
Familie Affe rennt zum Meer,
Frau Aff´ im Bikini hinterher.
Klein-Affi läuft noch ungeschickt,
weil es die Badehose zwickt.
 
 

Alle Rechte liegen bei der Autorin
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Samstag, 8. Dezember 2012

Kein Bus nach Manzanillo

 

Eilig verkriecht sich das Tageslicht; Der Tag geht wegen des hereinbrechenden Unwetters noch schneller als sonst zur Neige. Trotz unserer Regenumhänge sind wir nass bis auf die Haut. Wir lösen die Fahrräder aus und machen uns auf den Weg zur Busstation. Es ist knapp vor sechs Uhr abends. Fest verschlossen steht sie da, einer unbezwingbaren Burg nicht unähnlich. Weit und breit keine Reisewilligen, welche normalerweise von der Ankunft und Abfahrt eines Busses künden.

Des Wartens mürbe wird im nahen Hotel mit unwetterbedingt reich besuchter Bar nachgefragt. Dort lächelt man uns müde an: Heute kein Bus mehr nach Manzanillo, der fährt immer nur vormittags und abends wieder zurück.
Fröstelnd, triefend, hungrig und etwas verzagt nehmen wir diese Auskunft, nicht gerade gelassen, entgegen. Trennen uns doch von unserer Hütte mit der gemütlichen Hängematte etwa zwei Stunden Fahrzeit, bei guten Weg- und Sichtverhältnissen. In den Straßen steht das Wasser. Der Verkehr ruht, die Straßenbeleuchtung ist ausgefallen. Die Regengüsse sind versiegt und langsam sammeln sich Menschen vor den Häusern, um das Vorhergegangene aufgeregt zu kommentieren.

So schwingen wir uns letztendlich wieder auf unsere Fahrräder und quälen diese auf der morastigen Straße Richtung Süden. Dort und da leuchten aus den Häusern Gaslichter, was unsere Fahrt durch die stockdunkle Nacht etwas erleichtert. Die Augen gewöhnen sich langsam an die Höllenfinsternis. Mond und Sterne verstecken sich hinter dicken, schwarzen Wolken, nur fallweise haben riesige Glühwürmchen mit uns Erbarmen.

Schlaglöcher und Steine müssen umfahren werden, und auch der Straßenrand sollte rechtzeitig erkannt werden. Am Weg vor uns queren einige Brücken ohne Absicherung tiefe Bachläufe, deren dunkle, schlammige Wassermassen sich zum Meere drängen.

Zum Glück steht nur noch an einer einzigen, buckligen Straßenstelle das Wasser knietief. Jetzt oder nie, denke ich klopfenden Herzens, springe vom Fahrrad und hetze ans andere Ufer. Frisch abgelagerter Schotter behindert zusätzlich unser Fahren, das einem Querfeldein-Rennen gleicht.

Die ersten Sterne blitzen wieder vom Himmel, langsam kommen wir voran. Der Tropenwald umfängt uns erneut. Entlang der Straße nehmen wir Tümpel wahr, deren Oberflächen jetzt silbern glänzen. Von einem überhängendem Ast stürzt etwas mit Getöse ins Wasser, wahrscheinlich ein Leguan. Ich erschauere. In der Ferne kreischt aufgeregt ein Vogel. Mir ist jetzt nicht nach Naturgenuss zumute, ich will schnellstens ein schützendes Dach über dem Kopf.

Aufgeregt strampeln wir, spüren wir doch schon die Sandpiste unter unseren Rädern, welche die Nähe zu Manzanillo ankündigt.
 
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 (Alle Rechte liegen bei der Autorin) 

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Krampus? Belzebub? Knecht Ruprecht?

Sollte es hier welche geben, wir haben vorgesorgt. Vor unserer Türe wachen die alten Geister:
 
 
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Montag, 3. Dezember 2012

Kokosbusserl auf costaricanisch


Ich gebe zu, ich bin frustriert, wenn mir ein Gebäck nicht gelingt.

Ich gebe aber auch zu, dass ich mich riesig freue, wenn es prächtig geworden ist.  So wie hier und heute:

Erster Adventsonntag: Da schreitet frau in die Küche und bäckt -  Kokosbusserl.

Was aber tun, wenn kein Backrohr vorhanden ist, kein Stabmixer und auch keine Zutatenwaage? Frau experimentiert.

Schlägt 2 Eiklar (auf norddeutsch: Eiweiß, oder ist´s umgekehrt?) in die Salatschüssel und rührt, unter Einbeziehung der Muskelkraft des Angetrauten, kräftig mit einem ausgeliehenem Schneebesen bis zur „Kippreife“. Staubzucker (norddeutsch: Puderzucker, da bin ich mir jetzt ganz sicher) dazu und ungefähr gleiche Menge Kokosraspel. Ein paar Tropfen Zitrone können nie schaden.

Sieht prächtig aus, wenn auch ein wenig breiig.

Teflonpfanne erhitzen und kleine Tüpfchen Brei aufsetzen. Hitze? Keine Ahnung! Ich versuch´s mit wenig.

Langsam bräunt der Rand, man riecht ´s bald. Jetzt aber schnell mit einem breiten und  scharfen Messer die Plätzchen vom Boden lösen. In Ermangelung von Oberhitze ist die weiße, ehemals getürmte Pracht eher mit der Polarschmelze zu vergleichen. Die Rettung heißt, umdrehen und weiter bruzzeln lassen.

Es duftet vorweihnachtlich, wenn auch das Ergebnis eher nach einem breiten, saftigen Schmatz, denn nach einem Bussi aussieht.

Die erste Kerze am Adventgestell (zuhause: „-kranz“) ist entzündet, die Kokosschmätzchen lächeln etwas sonnengebräunt vom Teller – sie schmecken himmlisch zum Kaffee!
 
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Sonntag, 2. Dezember 2012

Sturm über Palmen

Dramatische Wolken vor dem Sturm, ...
 
 
 
 
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Cahuita ist anders


Bunt liegt es vor uns, das Städtchen am Meer; begrüßt uns gleich mit einem noch bunteren Plakat an der estation de autobuses.
Das Grau früherer Jahre gänzlich verschwunden, zeigt sich der Ort neu eingekleidet. Farbenfrohe Lokale laden zur Einkehr ein, das italienische Restaurant mit den abendlichen Filmvorführungen hat weiße Tischdecken angelegt.

Nur: Wohin ist mein Lieblingsbild verschwunden? Jenes, das ich immer sofort gesucht hatte, wenn ich angekommen war. 
„Küssen verboten“, mit etwas ungelenker Hand an die Wand gemalt, ist nicht mehr da. Darf man jetzt? Olivgrüne Tunke hat die Buntheit abgelöst.

Cahuita ist anders. Landesweit gilt striktes Rauchverbot, möglicherweise darf man noch ganz geheim am eigenen, stillen Örtchen, doch selbst Lokale wie schummrige Bars, versteckte Busstationen und Strandcafes drängen ihre qualmenden Gäste zum Verlassen der Lokalität.

Nochmals: Cahuita ist anders. Mag es daran liegen, dass eine starke italienische Kommune im Ort zugegen ist? Unseren südlichen Nachbarn sagt man ja ein nicht unbeträchtliches laissez-faire in amtlichen Dingen nach.

Wir kehren, verschwitzt und müde vom langen Wandern, einige Male auf eine Serveza ein, das Imperial lockt. Neben Serviettenständer, Ketchuptiegel und Speisekarte thront, im Sonnenlicht glänzend, stets der gläserne Aschenbecher. Siegessicher steht er da, weidet sich in meiner Verwunderung: „Na, was sagst, ich trau mich was!“

Ich bin platt, zücke meine Kamera und banne darauf das Corpus delicti. Es grinst immer noch so unverschämt. 
 
Nachsatz:  Unangemessene Fotos veröffentliche ich nicht, ich bin kein Paparazzo. Ihr könnt mir bieten, soviel ihr wollt, ich bin nicht käuflich!
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Alle Rechte liegen bei der Autorin
 

Mittwoch, 28. November 2012

Im Wunderland - Costa Rica

Sachen gibts, die gibt´s eigentlich nicht:
Allmorgendlich erscheint dieses liebe Kerlchen, oder ist´s eine Kerlin? Sitzt neben der Terrasse auf einer Staude und schaut uns ganz neugierig beim Frühstücken zu.
Kolibris sind ständig im Fliegen? Dass ich nicht lache! Unser Vogerl dürfte mit einem Faultier verwandt sein, soviel rastet es.
 
 
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Sonntag, 25. November 2012

Wie schnell die Zeit sich ändert

                Tempora mutantur
 
Bob Marley´s „No women, no cry“ erklang bei Einbruch der Dunkelheit, angeblich zur Sperrstunde „I shot the sheriff“, aber da waren wir meist schon im Bett.

Bunt stand es da, das „Bar-Restaurant“, das wir „Unsere Hütte“ nannten; robraunes Holz mit türkiesen und gelben Aufschriften, einem baumelnden, bemalten Surfbrett über dem Eingang und bunten Lichterketten drumherum. Zur Straße hin luden ein paar Holzstöcke zum Sich-Niederlassen ein, man konnte hier ganz wunderbar seinen Mojito schlürfen. Das rostige, an der Wand ruhende Fahrrad, verkündete, dass auch „Der Alte“ zugegen war, ein Bekannter, der sich hier seine Serveza gönnte.

 

Ein fahrbarer Hühnergrill, ein schwarzes, eisernes Ungetüm, stand gemütlich qualmend vor dem Lokal. Der Duft von Brathähnchen wehte die Straße entlang, solange, bis der vorbeidonnernde Bus der lokalen Linie sein ganz eigenes Duftgemisch entließ. Neben dem Eingang luden zwei Bänke mit einem Holztisch zum Niederlassen ein, für Diejenigen, die sich den Weg über die steile Treppe in den ersten Stock ersparen wollten.

Oben unter dem Dach, auf der von einer bunten, hölzernen Balustrade umrundeten Terrasse, da ruhte die Gemütlichkeit:

Im Schein von Bambus- und Papierlampen, die sich sanft mit dem Luftzug bewegten, manchmal auch vom Winde hin- und hergerissen wurden, ließ es sich an schmalen Tischen angenehm rasten. Die Getränke waren gut gekühlt und die kleinen Imbisse schmackhaft; sie verlangten stets nach mehr. Von einer älteren Textilie an der Wand glotzten furchterregende Fratzen und bewachten den Raum. Ein schmales, geschnitztes Paddel klemmte neben dem gewebten Bild am roten Holz. Bunte Fotos waren auf Bretter gepinnt, daneben durften zwei Schiefertafeln handbeschrieben die Menus des Hauses anbieten.

Von der Balustrade herunter lächelten sie mich an: Drei hölzerne Engel, oder sollten es die Drei Heiligen Könige sein?, festgenagelt auf einem schwarzen, rußigen Brett, das die ehemalige Funktion eines Kerzenleuchters verriet. Ihren gütigen, aber traurigen Blicken konnte ich mich nie entziehen, sie begleiteten mich bis zu meiner Abreise.

 

Wohin die Engel wohl entschwunden sind? Von welcher Wand gaffen nunmehr die gewebten Fratzen?  

 

„Free WIFI“ und „Internet“ künden nun von einer neuen Zeit.
 
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(Alle Rechte liegen bei der Autorin)

 

Mittwoch, 21. November 2012

Beim Schamanen

Auf der Suche nach einer Indioapotheke haben wir die bunten Märkte der lauten Hauptstadt durchstöbert. Im Herzen eines bazarartigen Handelsplatzes angekommen, brauchten wir nur mehr den herben Düften folgen, die durch die engen Gassen strömen, und bald standen wir vor unserem Ziel, umschmeichelt von Lavendel, Rosmarin, Thymian und Minze. Mein Olfactorius vibrierte aufgeregt. Im offenen Laden reihen sich dicht an dicht die zu groben Büscheln gebundenen getrockneten Kräuter, von der niederen Decke und den hölzernen Wänden baumelnd. Der breite Ladentisch trägt schwer unter der Last von vielen unbekannten und einigen uns bekannten Schätzen aus der Natur: Artemisia, Eucalyptusblättern, Fenchel. Tiefe, geflochtene  Körbe umklammern graubraune, unansehnliche Wurzeln, Rinden des Bitterholzes, warzige Ingwerknollen; kleine Flaschen mit dem braunen Pulver der Katzenkralle, der uña de gato, dem bekannten Mittel gegen rheumatische Beschwerden, zwängen sich dazwischen.

Ein quirliger, älterer Herr, gertenschlank mit schulterlangem, grauem Haar stand plötzlich hinter mir, er hatte zweifelsfrei meine Gedanken erraten: Ob es in dieser herbaren Schatzkammer auch etwas für mich gäbe? Es war Geronimo, der Schamane, der uns herzlich empfing und einen neugierigen Blick in sein geheimnisvolles Reich werfen ließ. Leichtfüßig wie ein tanzender Derwisch umkreiste er uns Verblüffte, dabei tastete er uns mit seinen wachen Augen ab, mit Sicherheit seine Art des Diagnostizierens.

So als läge mein Krankenbefund vor ihm, langte er gezielt nach einem Säckchen Blätter, einem angeblichen Wundermittel bei rheumatischen Muskelschmerzen. Meinem Angetrauten konstatierte er in Sekundenschnelle Kreislaufschwäche, für mich nicht besonders verwunderlich, standen diesem doch Schweißperlen im Gesicht und auf den kalten Unterarmen und das bei Temperaturen um die zwanzig Grad. Nur, woran erkannte der kundige Mann das ständige Kribbeln an den Unterarmen meines Begleiters?

Reich bepackt mit verheißungsvollen Kräutermischungen, eingewickelt in Zeitungspapier, verließen wir, mit vielen guten Ratschlägen und handgeschriebenen Rezepten versorgt, den duftenden Laden. Die sinnlichen Gerüche haben wir mitgenommen, ebenso die Erinnerung an einen ungewöhnlichen Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint, inmitten einer tosenden, lärmenden Stadt.

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(Alle Rechte liegen bei der Autorin)



 

Dienstag, 20. November 2012

Auf nach Costa Rica!


Ich tue in Bälde das, von dem ich denke, dass es das Interessantere ist, ich erzähle Geschichten, anstatt in Abständen meine Tagebuchnotizen zu versenden. 
 
Ich will nichts berichten über Busverspätungen, nichts über Essgewohnheiten und schon gar nichts über Wassertemperaturen. Die schwarze, mondlose Nacht, in der sich eine breite, wogende Masse von Ameisenkörpern über unsere Hütte hermachte, alles verzehrend, was sich ihr an Fressenswertem in den Weg stellte, scheint mir unterhaltsamer. Nur: Diese Geschichte trug sich schon vor Jahren zu, sie wird sich mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr so ereignen, nicht in einer mondlosen Nacht und nicht in dieser Hütte. 
Das blaue Tor steht offen, tretet ein.
 

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