Sonntag, 25. November 2012

Wie schnell die Zeit sich ändert

                Tempora mutantur
 
Bob Marley´s „No women, no cry“ erklang bei Einbruch der Dunkelheit, angeblich zur Sperrstunde „I shot the sheriff“, aber da waren wir meist schon im Bett.

Bunt stand es da, das „Bar-Restaurant“, das wir „Unsere Hütte“ nannten; robraunes Holz mit türkiesen und gelben Aufschriften, einem baumelnden, bemalten Surfbrett über dem Eingang und bunten Lichterketten drumherum. Zur Straße hin luden ein paar Holzstöcke zum Sich-Niederlassen ein, man konnte hier ganz wunderbar seinen Mojito schlürfen. Das rostige, an der Wand ruhende Fahrrad, verkündete, dass auch „Der Alte“ zugegen war, ein Bekannter, der sich hier seine Serveza gönnte.

 

Ein fahrbarer Hühnergrill, ein schwarzes, eisernes Ungetüm, stand gemütlich qualmend vor dem Lokal. Der Duft von Brathähnchen wehte die Straße entlang, solange, bis der vorbeidonnernde Bus der lokalen Linie sein ganz eigenes Duftgemisch entließ. Neben dem Eingang luden zwei Bänke mit einem Holztisch zum Niederlassen ein, für Diejenigen, die sich den Weg über die steile Treppe in den ersten Stock ersparen wollten.

Oben unter dem Dach, auf der von einer bunten, hölzernen Balustrade umrundeten Terrasse, da ruhte die Gemütlichkeit:

Im Schein von Bambus- und Papierlampen, die sich sanft mit dem Luftzug bewegten, manchmal auch vom Winde hin- und hergerissen wurden, ließ es sich an schmalen Tischen angenehm rasten. Die Getränke waren gut gekühlt und die kleinen Imbisse schmackhaft; sie verlangten stets nach mehr. Von einer älteren Textilie an der Wand glotzten furchterregende Fratzen und bewachten den Raum. Ein schmales, geschnitztes Paddel klemmte neben dem gewebten Bild am roten Holz. Bunte Fotos waren auf Bretter gepinnt, daneben durften zwei Schiefertafeln handbeschrieben die Menus des Hauses anbieten.

Von der Balustrade herunter lächelten sie mich an: Drei hölzerne Engel, oder sollten es die Drei Heiligen Könige sein?, festgenagelt auf einem schwarzen, rußigen Brett, das die ehemalige Funktion eines Kerzenleuchters verriet. Ihren gütigen, aber traurigen Blicken konnte ich mich nie entziehen, sie begleiteten mich bis zu meiner Abreise.

 

Wohin die Engel wohl entschwunden sind? Von welcher Wand gaffen nunmehr die gewebten Fratzen?  

 

„Free WIFI“ und „Internet“ künden nun von einer neuen Zeit.
 
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(Alle Rechte liegen bei der Autorin)

 

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