Donnerstag, 31. Januar 2013

Ein peinlicher Irrtum

 


Gestern saß ich im nassen Garten,
ließ ein Kröte mich nicht lange warten,
ich bückte mich nieder und küsste das Tier,
liebkoste es heftig, mal da und mal hier.

Auf einmal dämmert ´s: "Bin ich doch blöde,
zum Prinz wird ein Frosch und nicht eine Kröte!"


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Sonntag, 27. Januar 2013

5 1/2 Stunden bis Chanquinola

                    Busfahren in Panama
Vor der Abfahrt

Freiwillig steige ich nicht ein; aber ich habe keine Chance, man presst mich hinein. Mein Rucksack steht am Bordstein und schaut drein, als ob wir uns nie mehr wiedersehen würden.
Bald schleichen wir los. Wir: Ein Kleinbus, ein Fahrer, zwei Begleiter,  sowie ca. 25 Fahrgäste. Unter den Sitzen stapeln sich Schachteln, Ballen und einige Hunde, die man wegen Transportverbots in öffentlichen Verkehrsmitteln in Pappschachteln gezwängt hat. Sie sind die einzig Unaufgeregten.
Am Gang werden zusätzlich zwei Notsitze aufgeklappt. Nebenan auf der schmalen Bank drängen sich eine Indiofrau und deren drei Kinder, wovon eines gerade seine Mahlzeit von Mutters Brust entgegennimmt.
 
Überlandbus in Panama

Der Fahrer schaut suchend aus dem, zumindest optisch überladenen, Gefährt. Noch Reisewillige entlang des Weges? Klar, da und dort ein Campesino *), der mit Sack und Pack mitkommt. Der Berg am Dach, festgezurrt mit vielen Metern Plastikschnüren, wird immer höher. An der nächsten Haltestelle wird umgeschichtet. Unser Chauffeur hat wahrscheinlich erkannt, dass der Schwerpunkt verlagert werden muss. Einige Reissäcke, zwei Rucksäcke - unserer ist nicht dabei -, eine Tonne und zwei Schaufeln entkommen der luftigen Höhe und werden zwischen den Fahrgästen eingeklemmt. Sicherheitsgurten auf panamesisch.
Das Thermometer steigt, die Türe wird aufgerissen, und die zwei Fahrbegleiter zeigen der anwesenden Damenwelt, was für tolle Kerle sie sind. Mit einer Hand am Türrahmen festgekrallt, in der anderen den Celular **), wird, weit aus dem Bus hängend, balancierend telefoniert, was die kurvige Strecke hergibt.
 
Entlang der Straße
 
Einige Frauen am Wegrand winken, unser Gefährt stoppt mit quietschenden Bremsen. Was es gibt? Gefüllte Teigtaschen, noch heiß, grellbunte Süßigkeiten in Plastik eingeschweißt und jede Menge geschälte Orangen, ebenfalls in Plastikbeuteln, bietet man uns an. Die Orangen finden sofort ihre Abnehmer.
Die saftigen Dinger werden an Ort und Stelle enthauptet, ein kleines, aber scharfes Messer macht die Runde. Neben mir beißt ein Indiobub genussvoll in seinen Saftspender. Es spritzt nach allen Seiten, meine Billen kleben. Rundum zufriedenes Nuckeln, Schlürfen und Saugen bis ich mich frage, wohin nun mit dem vielen Leergebinde. Während ich noch überlege, fliegt die erste, ihres Saftes beraubte Frucht, knapp an mir vorbei ins Freie. Ich muss eingestehen: Ist doch gut, wenn Fenster und Türe offen sind. Mein kleiner Nachbar, er konnte als Sitzplatz nur mein rechtes Knie ergattern, zielt zwischen einige Köpfe in Richtung Türe. Fast geschafft! Das Geschoß prallt am halboffenen Türflügel ab und fliegt als Bumerang zurück, direkt zwischen zwei vor uns sitzende Mädchen, die böse aufheulen. Der Schütze schaut teilnahmslos zur Seite.
Ich grinse ob des Schauspiels. In dem Moment schiebt sich eine Hand an meine Bluse heran, um sich die Finger darin abzuwischen. Irrtum, der Kleine hat nur sein Hemd verfehlt.

*)   Landarbeiter
**) Mobiltelefon
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Freitag, 25. Januar 2013

Schokolade, Schokolade

 
              Eine Geschichte für Mara R. :
 

Kakaoschote
Zu Hause beißen wir in Milka Nuss, manchmal auch in Lindt mit Rosinen.
Hier gibt´s Kakao pur (mit winzigen Partikeln der Schalen) – ein Genuss!
Vor dem Genuss aber steht die Arbeit!
Man nehme:  Geröstete Kakaobohnen und zermahle sie mithilfe eines runden Steines. Dauert eine Weile; manchmal verfängt sich auch eine Fingerspitze unter dem Stein. Aua!
Wie schön das Teakholz leuchtet, auf dem die Bohnen langsam eine körnige Metamorphose eingehen.
geröstete Kakaobohnen
Jetzt sind Könner gefragt: Vorsichtig kreisend wird die Teakschale bewegt. Die Streu trennt sich vom… Nein, die zerkrümelten Schalenstücke von den Kakaobröseln.
Am Boden vor dem Arbeitsplatz warten schon die Küken, zukünftige Schokoladeküken.
Trennen der Kakaobrösel von den Schalen
Jetzt  bedarf es einer Mühle. Die bröselige Masse wird in einen Trichter gefüllt und dann kräftig an der Kurbel gedreht… dunkelbraun breiig platscht die Schokolade auf das bereitgelegte Bananenblatt. Ein wenig Zucker dazu und schon gibt´s dicke, fette, süße Schokolade mit etwas „Biss“. Lecker!
Kakaomasse
Milka, Zotter, Lindt und Hershey schmecken irgendwie anders.
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Mittwoch, 23. Januar 2013

Wo James Bond seinen Whiskey schlürft…


Im panamesischen Kitz, nur ohne Schnee, stehen ihre Villen, Cottages, Fincas, Haciendas, davor Hummer und Porsche Cayenne; umzingelt von kleinen, adretten Wochenendhäuschen, Bretterbuden und viel Unrat.
 
Sonntagsausflug zum Fluss

Ahnungslos sind wir angereist, Boquete, das Blumendorf in Panama, war unser Ziel. An den Abhängen des Vulkan Barú und der Cordillera de Tabasará liegt das Städtchen am Talschluss, zu dem eine Autobahn hinführt. Eine Autobahn ans Ende der Welt? Kanadische  Goldschürfer stehen bei Fuß, sagt man uns, da lohnt sich schon ein schneller Fluchtweg. Zum Nationalpark La Amistad besteht schließlich Tuchfühlung.

Sturmböen pfeifen uns um die Ohren, als wir einen der vielen Berghänge erklimmen. Staub wirbelt auf, es ist knochentrocken; der Regen hat das Land seit Monaten nicht  gestreift. Ein Hotelrestaurant hoch oben am Berg  ist unser Ziel. Der vorbeiholpernde hoteleigene Bus ignoriert uns. Wanderer sind hier, wie es scheint, Tagelöhner, umherziehendes Gesindel. Ein paar grobe Flüche schleudern wir dem Ignoranten hinterher und kehren um. Wir sind schlapp, hungrig und durstig, die Strapazen des Aufstieges haben wir unterschätzt.

Auf halbem Weg nach unten steht es da: Fast unscheinbar guckt es hinter einer Steinmauer hervor, eine kleine Tafel verkündet handschriftlich, dass es hier etwas zu essen gibt. Ungehobelte Tische und Stühle stehen auf der Terrasse des kleinen Restaurants. Der Küchenchef beherrscht sein Geschäft, wir dürfen an seiner Kunst teilhaben: Filet Mignon, himmlisch!  Eine Gruppe älterer Amerikaner mit Residencia, im Lokal wohlbekannt, strömt herein und bestellt ihre alltäglichen Hamburger mit Pommes. Eine Diskussion entbrannt: Welche Sauce heute?  Sie sind lustig und gut drauf, Jubilados, die jubilieren, so ist´s recht!
 
Markttag in Boquete, Panama
 
Am Abend kehren wir im Ort ein. Von der Wand strahlt großformatig im Schottenkostüm Sean Connery, besser bekannt als James Bond, Agent 007. Er soll hier eine Villa besitzen. Egal, wir bevorzugen Rum an diesem Abend.
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Donnerstag, 17. Januar 2013

Surfin´, surfin´


Fesch schauen sie aus:
Braungebrannt, muskelbepackt, rastagelockt.

Ich steh´ da:
Käsebleich, hüftbespeckt, schnittlauchverziert.

Surfin´ surfin´  hab´ ich noch aus den 70ern in den Ohren, hießen die nicht Beach Boys?  Surfin´,  ich hab´s  noch nie probiert, ich kann es nicht!

Das soll sich bald ändern, beschließe ich.   

Flott pflüge ich nach der täglichen Morgengymnastik durch den warmen Sand. Mein Ziel ist der Stand mit den Surfbrettern, die mich seit Wochen schon so verlockend, so verdammt ungeniert auffordernd, angucken.

Der Eigner würdigt mich keines Blickes; er, rastagelockt, waschbrettbauchbestückt flirtet gerade mit einigen blonden Norwegerinnen, im Sand hockend, die nordischen Kurven von unten bewundernd. Wenig Textiles verhüllt die Fjorde und Skandinavischen Berge, denen sich der Südländer zeitaufwändig widmet.

Das aufmerksame Studieren hat für den Geografen ein Ende, als ich mich, die schon gefühlte Stunden hinter Emma, Ingrid, Nora, Tuva und Selva zugebracht hat, bemerkbar mache und unüberhörbar räuspere.

Die Nordländerinnen stelzen zur Seite und geben den Blick auf mich frei.

Mein: „Señor, por favor!“ klang wahrscheinlich etwas zu streng in den Ohren des Rastagelockten; er reckt nur seinen Hals in meine Richtung.

„Eh, abuelita, buenas!“ schmettert er und strahlt dabei, eine Colaflasche schwingend. Es dürfte in der letzten Nacht viel Rauch in der Luft gehangen sein, so glasig verschwommen ist sein Blick.

„Abuelita, wie geht´s heute?“

Trotz des engen, perfekt sitzenden, schwarzen Badetrikots erkennt er mich wieder:

Wir haben gestern in der Bar nebenan getratscht, er bei einem Pils, ich bei einer Cerveza Imperial. Er hatte mir seine beiden süßen Zwillinge vorgestellt, ich von meinen Enkelkindern geschwärmt. Abuelita!                                 *)

Nix is, abuelita! Bei chica oder amiga, ja, da wär´ ich auf´s Brett gestiegen.

Nachsatz:  Ich habe davon geträumt, dass in ferner Zukunft meine Enkelkinder deren Kindern davon erzählen würden, dass einst ihre Urli die Wellen bezwang.                            **)

 

*)     Abuelita: spanische Koseform von Oma
**)   Urli: österr. Koseform von Uroma

 
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Kochvielosofie - 2.Teil

Auf vielfachen Wunsch gibt´s eine Fortsetzung zur Topfvielosofie, die letzte! 

   Es kocht der Mann
    wie ´s ihm gefällt,
   braucht dazu einen Patzen Geld.
 
 
Ab fünfzehnten
die Frau ist dran,
verkocht die Restl dann vom Mann.
 

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Donnerstag, 10. Januar 2013

Faultier vor der Hütte


Vor unserer Hütte steht ein Baum, ragt in den Himmel hoch hinauf,
es ist des Faultiers Lebensraum, das isst und schläft und wohnt darauf.



Wer stört? Ach, du willst ein Foto von mir?
Gerne!

 



Geht´s so oder doch anders? 
 



Sag, bin ich nicht ein fescher Kerl?

 



 
          Hoppala, was seh´ ich da?

                                                                                                          Nur schnell hinunter...

                
                                                                                                                            


                                             Geschafft, hat mich jemand geseh´n?



                           Na, wenn´s wirklich so ungesund ist, dann geh´ ich halt wieder....

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Mittwoch, 2. Januar 2013

Die Hunde vom Alten Hafen


Begleitung hatte ich immer, allein war ich nie.
Immer waren sie neben mir, vor mir, hinter mir.
Um ehrlich zu sein: Sie hatten mich stets ignoriert, die Hunde vom Alten Hafen.
 
 
Ihr Revier hatten sie auf und neben den Straßen, auf den Müllplätzen, vor dem Supermarkt, am Strand. Ihre Gelassenheit war sprichwörtlich: Sie  ignorierten heranrollende Autos, Motor-  und Fahrräder. Sie siegten immer, sie wichen nie.
Hunde, die nie stritten, nie bellten, nie rauften, die meist herrenlos waren.
 
 
Der Alte Hafen ist seelenloser geworden, die Feiertagstouristen sind eingefallen, die Hunde sind verschwunden.
Man sagte mir: Sie haben sich einen ruhigeren Platz gesucht.
 
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Dienstag, 1. Januar 2013

Alles Gute für 2013 !

Topfvielosofie


Es kocht der Mann
mit einem Topf,
so gut er eben kann.


Hätt´ er zwei Töpf´
oder gar drei,
schon wird ´s zur Plagerei.



Für´s neue Jahr
nur einen Topf,
der dafür wunderbar!

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Auf dass eure Töpfe stets gut gefüllt sind!