Mittwoch, 28. November 2012

Im Wunderland - Costa Rica

Sachen gibts, die gibt´s eigentlich nicht:
Allmorgendlich erscheint dieses liebe Kerlchen, oder ist´s eine Kerlin? Sitzt neben der Terrasse auf einer Staude und schaut uns ganz neugierig beim Frühstücken zu.
Kolibris sind ständig im Fliegen? Dass ich nicht lache! Unser Vogerl dürfte mit einem Faultier verwandt sein, soviel rastet es.
 
 
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Sonntag, 25. November 2012

Wie schnell die Zeit sich ändert

                Tempora mutantur
 
Bob Marley´s „No women, no cry“ erklang bei Einbruch der Dunkelheit, angeblich zur Sperrstunde „I shot the sheriff“, aber da waren wir meist schon im Bett.

Bunt stand es da, das „Bar-Restaurant“, das wir „Unsere Hütte“ nannten; robraunes Holz mit türkiesen und gelben Aufschriften, einem baumelnden, bemalten Surfbrett über dem Eingang und bunten Lichterketten drumherum. Zur Straße hin luden ein paar Holzstöcke zum Sich-Niederlassen ein, man konnte hier ganz wunderbar seinen Mojito schlürfen. Das rostige, an der Wand ruhende Fahrrad, verkündete, dass auch „Der Alte“ zugegen war, ein Bekannter, der sich hier seine Serveza gönnte.

 

Ein fahrbarer Hühnergrill, ein schwarzes, eisernes Ungetüm, stand gemütlich qualmend vor dem Lokal. Der Duft von Brathähnchen wehte die Straße entlang, solange, bis der vorbeidonnernde Bus der lokalen Linie sein ganz eigenes Duftgemisch entließ. Neben dem Eingang luden zwei Bänke mit einem Holztisch zum Niederlassen ein, für Diejenigen, die sich den Weg über die steile Treppe in den ersten Stock ersparen wollten.

Oben unter dem Dach, auf der von einer bunten, hölzernen Balustrade umrundeten Terrasse, da ruhte die Gemütlichkeit:

Im Schein von Bambus- und Papierlampen, die sich sanft mit dem Luftzug bewegten, manchmal auch vom Winde hin- und hergerissen wurden, ließ es sich an schmalen Tischen angenehm rasten. Die Getränke waren gut gekühlt und die kleinen Imbisse schmackhaft; sie verlangten stets nach mehr. Von einer älteren Textilie an der Wand glotzten furchterregende Fratzen und bewachten den Raum. Ein schmales, geschnitztes Paddel klemmte neben dem gewebten Bild am roten Holz. Bunte Fotos waren auf Bretter gepinnt, daneben durften zwei Schiefertafeln handbeschrieben die Menus des Hauses anbieten.

Von der Balustrade herunter lächelten sie mich an: Drei hölzerne Engel, oder sollten es die Drei Heiligen Könige sein?, festgenagelt auf einem schwarzen, rußigen Brett, das die ehemalige Funktion eines Kerzenleuchters verriet. Ihren gütigen, aber traurigen Blicken konnte ich mich nie entziehen, sie begleiteten mich bis zu meiner Abreise.

 

Wohin die Engel wohl entschwunden sind? Von welcher Wand gaffen nunmehr die gewebten Fratzen?  

 

„Free WIFI“ und „Internet“ künden nun von einer neuen Zeit.
 
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(Alle Rechte liegen bei der Autorin)

 

Mittwoch, 21. November 2012

Beim Schamanen

Auf der Suche nach einer Indioapotheke haben wir die bunten Märkte der lauten Hauptstadt durchstöbert. Im Herzen eines bazarartigen Handelsplatzes angekommen, brauchten wir nur mehr den herben Düften folgen, die durch die engen Gassen strömen, und bald standen wir vor unserem Ziel, umschmeichelt von Lavendel, Rosmarin, Thymian und Minze. Mein Olfactorius vibrierte aufgeregt. Im offenen Laden reihen sich dicht an dicht die zu groben Büscheln gebundenen getrockneten Kräuter, von der niederen Decke und den hölzernen Wänden baumelnd. Der breite Ladentisch trägt schwer unter der Last von vielen unbekannten und einigen uns bekannten Schätzen aus der Natur: Artemisia, Eucalyptusblättern, Fenchel. Tiefe, geflochtene  Körbe umklammern graubraune, unansehnliche Wurzeln, Rinden des Bitterholzes, warzige Ingwerknollen; kleine Flaschen mit dem braunen Pulver der Katzenkralle, der uña de gato, dem bekannten Mittel gegen rheumatische Beschwerden, zwängen sich dazwischen.

Ein quirliger, älterer Herr, gertenschlank mit schulterlangem, grauem Haar stand plötzlich hinter mir, er hatte zweifelsfrei meine Gedanken erraten: Ob es in dieser herbaren Schatzkammer auch etwas für mich gäbe? Es war Geronimo, der Schamane, der uns herzlich empfing und einen neugierigen Blick in sein geheimnisvolles Reich werfen ließ. Leichtfüßig wie ein tanzender Derwisch umkreiste er uns Verblüffte, dabei tastete er uns mit seinen wachen Augen ab, mit Sicherheit seine Art des Diagnostizierens.

So als läge mein Krankenbefund vor ihm, langte er gezielt nach einem Säckchen Blätter, einem angeblichen Wundermittel bei rheumatischen Muskelschmerzen. Meinem Angetrauten konstatierte er in Sekundenschnelle Kreislaufschwäche, für mich nicht besonders verwunderlich, standen diesem doch Schweißperlen im Gesicht und auf den kalten Unterarmen und das bei Temperaturen um die zwanzig Grad. Nur, woran erkannte der kundige Mann das ständige Kribbeln an den Unterarmen meines Begleiters?

Reich bepackt mit verheißungsvollen Kräutermischungen, eingewickelt in Zeitungspapier, verließen wir, mit vielen guten Ratschlägen und handgeschriebenen Rezepten versorgt, den duftenden Laden. Die sinnlichen Gerüche haben wir mitgenommen, ebenso die Erinnerung an einen ungewöhnlichen Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint, inmitten einer tosenden, lärmenden Stadt.

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(Alle Rechte liegen bei der Autorin)



 

Dienstag, 20. November 2012

Auf nach Costa Rica!


Ich tue in Bälde das, von dem ich denke, dass es das Interessantere ist, ich erzähle Geschichten, anstatt in Abständen meine Tagebuchnotizen zu versenden. 
 
Ich will nichts berichten über Busverspätungen, nichts über Essgewohnheiten und schon gar nichts über Wassertemperaturen. Die schwarze, mondlose Nacht, in der sich eine breite, wogende Masse von Ameisenkörpern über unsere Hütte hermachte, alles verzehrend, was sich ihr an Fressenswertem in den Weg stellte, scheint mir unterhaltsamer. Nur: Diese Geschichte trug sich schon vor Jahren zu, sie wird sich mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr so ereignen, nicht in einer mondlosen Nacht und nicht in dieser Hütte. 
Das blaue Tor steht offen, tretet ein.
 

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