Samstag, 8. Dezember 2012

Kein Bus nach Manzanillo

 

Eilig verkriecht sich das Tageslicht; Der Tag geht wegen des hereinbrechenden Unwetters noch schneller als sonst zur Neige. Trotz unserer Regenumhänge sind wir nass bis auf die Haut. Wir lösen die Fahrräder aus und machen uns auf den Weg zur Busstation. Es ist knapp vor sechs Uhr abends. Fest verschlossen steht sie da, einer unbezwingbaren Burg nicht unähnlich. Weit und breit keine Reisewilligen, welche normalerweise von der Ankunft und Abfahrt eines Busses künden.

Des Wartens mürbe wird im nahen Hotel mit unwetterbedingt reich besuchter Bar nachgefragt. Dort lächelt man uns müde an: Heute kein Bus mehr nach Manzanillo, der fährt immer nur vormittags und abends wieder zurück.
Fröstelnd, triefend, hungrig und etwas verzagt nehmen wir diese Auskunft, nicht gerade gelassen, entgegen. Trennen uns doch von unserer Hütte mit der gemütlichen Hängematte etwa zwei Stunden Fahrzeit, bei guten Weg- und Sichtverhältnissen. In den Straßen steht das Wasser. Der Verkehr ruht, die Straßenbeleuchtung ist ausgefallen. Die Regengüsse sind versiegt und langsam sammeln sich Menschen vor den Häusern, um das Vorhergegangene aufgeregt zu kommentieren.

So schwingen wir uns letztendlich wieder auf unsere Fahrräder und quälen diese auf der morastigen Straße Richtung Süden. Dort und da leuchten aus den Häusern Gaslichter, was unsere Fahrt durch die stockdunkle Nacht etwas erleichtert. Die Augen gewöhnen sich langsam an die Höllenfinsternis. Mond und Sterne verstecken sich hinter dicken, schwarzen Wolken, nur fallweise haben riesige Glühwürmchen mit uns Erbarmen.

Schlaglöcher und Steine müssen umfahren werden, und auch der Straßenrand sollte rechtzeitig erkannt werden. Am Weg vor uns queren einige Brücken ohne Absicherung tiefe Bachläufe, deren dunkle, schlammige Wassermassen sich zum Meere drängen.

Zum Glück steht nur noch an einer einzigen, buckligen Straßenstelle das Wasser knietief. Jetzt oder nie, denke ich klopfenden Herzens, springe vom Fahrrad und hetze ans andere Ufer. Frisch abgelagerter Schotter behindert zusätzlich unser Fahren, das einem Querfeldein-Rennen gleicht.

Die ersten Sterne blitzen wieder vom Himmel, langsam kommen wir voran. Der Tropenwald umfängt uns erneut. Entlang der Straße nehmen wir Tümpel wahr, deren Oberflächen jetzt silbern glänzen. Von einem überhängendem Ast stürzt etwas mit Getöse ins Wasser, wahrscheinlich ein Leguan. Ich erschauere. In der Ferne kreischt aufgeregt ein Vogel. Mir ist jetzt nicht nach Naturgenuss zumute, ich will schnellstens ein schützendes Dach über dem Kopf.

Aufgeregt strampeln wir, spüren wir doch schon die Sandpiste unter unseren Rädern, welche die Nähe zu Manzanillo ankündigt.
 
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 (Alle Rechte liegen bei der Autorin) 

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