Eilig verkriecht sich das Tageslicht; Der
Tag geht wegen des hereinbrechenden Unwetters noch schneller als sonst zur
Neige. Trotz unserer Regenumhänge sind wir nass bis auf die Haut. Wir lösen die
Fahrräder aus und machen uns auf den Weg zur Busstation. Es ist knapp vor sechs Uhr
abends. Fest verschlossen steht sie da, einer unbezwingbaren Burg nicht
unähnlich. Weit und breit keine Reisewilligen, welche normalerweise von der
Ankunft und Abfahrt eines Busses künden.
Des Wartens mürbe wird im nahen Hotel mit
unwetterbedingt reich besuchter Bar nachgefragt. Dort lächelt man uns müde an:
Heute kein Bus mehr nach Manzanillo, der fährt immer nur vormittags
und abends wieder zurück.
Fröstelnd, triefend, hungrig und etwas
verzagt nehmen wir diese Auskunft, nicht gerade gelassen, entgegen. Trennen uns
doch von unserer Hütte mit der gemütlichen Hängematte etwa zwei Stunden
Fahrzeit, bei guten Weg- und Sichtverhältnissen. In den Straßen steht das
Wasser. Der Verkehr ruht, die Straßenbeleuchtung ist ausgefallen. Die
Regengüsse sind versiegt und langsam sammeln sich Menschen vor den Häusern, um
das Vorhergegangene aufgeregt zu kommentieren.
So schwingen wir uns letztendlich wieder
auf unsere Fahrräder und quälen diese auf der morastigen Straße Richtung Süden.
Dort und da leuchten aus den Häusern Gaslichter, was unsere Fahrt durch die
stockdunkle Nacht etwas erleichtert. Die Augen gewöhnen sich langsam an die
Höllenfinsternis. Mond und Sterne verstecken sich hinter dicken, schwarzen
Wolken, nur fallweise haben riesige Glühwürmchen mit uns Erbarmen.
Schlaglöcher und Steine müssen umfahren
werden, und auch der Straßenrand sollte rechtzeitig erkannt werden. Am Weg vor
uns queren einige Brücken ohne Absicherung tiefe Bachläufe, deren dunkle,
schlammige Wassermassen sich zum Meere drängen.
Zum Glück steht nur noch an einer einzigen,
buckligen Straßenstelle das Wasser knietief. Jetzt oder nie, denke ich
klopfenden Herzens, springe vom Fahrrad und hetze ans andere Ufer. Frisch
abgelagerter Schotter behindert zusätzlich unser Fahren, das einem
Querfeldein-Rennen gleicht.
Die ersten Sterne blitzen wieder vom
Himmel, langsam kommen wir voran. Der Tropenwald umfängt uns erneut. Entlang
der Straße nehmen wir Tümpel wahr, deren Oberflächen jetzt silbern glänzen. Von
einem überhängendem Ast stürzt etwas mit Getöse ins Wasser, wahrscheinlich ein
Leguan. Ich erschauere. In der Ferne kreischt aufgeregt ein Vogel. Mir ist
jetzt nicht nach Naturgenuss zumute, ich will schnellstens ein schützendes Dach
über dem Kopf.
Aufgeregt strampeln wir, spüren wir doch
schon die Sandpiste unter unseren Rädern, welche die Nähe zu Manzanillo
ankündigt.
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