Freitag, 14. Dezember 2012

Cerveza in Limón

Eigentlich Puerto Limón, wo einst der große, christliche Seefahrer an der „Reichen Küste“ gelandet ist. Schon wieder ist einer vor uns da gewesen.
Heute laufen außer Kreuzfahrern - im touristischen Terminus „Kreuzfahrttouristen“ bezeichnet - wenige Reisende in der ehemals so gefährlichen Hafenstadt herum. Brav folgt ein riesengroßer Schwarm, eng aneinandergedrängt, seinem Guide. Der schwingt am Kopf des Rudels sein buntes Fähnchen: „Hier geht’s lang!“
 
 
 
An einer Kreuzung spricht er uns an, stellt sich mit Gerardo vor und flicht gleich ein, dass er eine Lizenz zum Führen habe.
Ich sehe es ihm sofort an: In seinen Augen sind wir verloren gegangen. Uns muss geholfen werden, wenn auch gegen ein bisschen Entlohnung.

„Señor“, sage ich zu ihm, „wir wollen nur ein wenig bummeln und uns ein paar schöne, alte Häuser ansehen.“ Dabei schwinge ich demonstrativ meine kleine Kamera hin und her.
Ich merke sogleich, dass das jetzt blöde von mir gewesen ist.
„Ich kenne alle alten Häuser von Limón, die zeige ich ihnen jetzt“, sagt er, dreht sich um und eilt wieselflink voraus, eine Hand nach uns ausstreckend. Wir haben keine Chance.
Einige Straßenecken weiter erblickt mein Angetrauter etwas, das er vorher schon lange gesucht hat: Eine Kaschemme, neben der sich die Bierkisten stapeln. Cerveza Imperial! Der Himmel meint es gut mit ihm. Blau-grün bemalt steht eine Holzhütte, leicht verwackelt, vor uns. Von der Wand lacht ein Plakat, nein keines der Brauerei, es sind zwei Damen, die uns lächelnd einladen. Wahrscheinlich nicht zum Biertrinken, aber unser Durst ist so übermächtig, uns ist jetzt jede Einladung recht.
 
 

Gerardo erschaudert. Das hat er von zwei vermeintlichen Kreuzfahrttouristen, noch dazu älteren,  nicht erwartet, Bier statt Kultur und noch dazu an so einem Ort.
Der gute Mann resigniert. Wir haben ihn nie wieder gesehen.
 
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Alle Rechte liegen bei der Autorin
 
      

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