Eigentlich
Puerto Limón, wo einst der große, christliche Seefahrer an der „Reichen Küste“ gelandet ist.
Schon wieder ist einer vor uns da gewesen.
Heute
laufen außer Kreuzfahrern - im touristischen Terminus „Kreuzfahrttouristen“ bezeichnet
- wenige Reisende in der ehemals so gefährlichen Hafenstadt herum. Brav folgt
ein riesengroßer Schwarm, eng aneinandergedrängt, seinem Guide. Der schwingt am
Kopf des Rudels sein buntes Fähnchen: „Hier geht’s lang!“
An
einer Kreuzung spricht er uns an, stellt
sich mit Gerardo vor und flicht gleich ein, dass er eine Lizenz zum Führen
habe.
Ich
sehe es ihm sofort an: In seinen Augen sind wir verloren gegangen. Uns muss
geholfen werden, wenn auch gegen ein bisschen Entlohnung.
„Señor“,
sage ich zu ihm, „wir wollen nur ein wenig bummeln und uns ein paar schöne,
alte Häuser ansehen.“ Dabei schwinge ich demonstrativ meine kleine Kamera hin
und her.
Ich
merke sogleich, dass das jetzt blöde von mir gewesen ist.
„Ich
kenne alle alten Häuser von Limón, die zeige ich ihnen jetzt“, sagt er, dreht
sich um und eilt wieselflink voraus, eine Hand nach uns ausstreckend. Wir haben
keine Chance.
Einige
Straßenecken weiter erblickt mein Angetrauter etwas, das er vorher schon lange
gesucht hat: Eine Kaschemme, neben der sich die Bierkisten stapeln. Cerveza
Imperial! Der Himmel meint es gut mit ihm. Blau-grün bemalt steht eine Holzhütte,
leicht verwackelt, vor uns. Von der Wand lacht ein Plakat, nein keines der
Brauerei, es sind zwei Damen, die uns lächelnd einladen. Wahrscheinlich nicht
zum Biertrinken, aber unser Durst ist so übermächtig, uns ist jetzt jede Einladung
recht.
Gerardo
erschaudert. Das hat er von zwei vermeintlichen Kreuzfahrttouristen, noch dazu
älteren, nicht erwartet, Bier statt
Kultur und noch dazu an so einem Ort.
Der
gute Mann resigniert. Wir haben ihn nie wieder gesehen.
*****
Alle Rechte liegen bei der Autorin
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