Sonntag, 29. Dezember 2013

Über Zimtgenuss und andere Genüsse, Teil 1


Der tägliche Spaziergang durchs Land der Gewürze belebt die Sinne, von den sonntäglichen Märkten will ich erst gar nicht reden. Bei uns duftet sogar der Gartenzaun, Zimtstangerl - wenn auch schon entrindet.


 
Es duftet nach Zimt und Nelken, nach Zimt und Muskat, nach Zimt und Kardamom, nach Zimt und Ingwer, ein kleinwenig auch nach Kurkuma, Pfeffer und Chili und über dem ganzen Duftgebräu schwebt ein Hauch von Vanille. Sollte sich aber irgendwo ein olfaktorisches Loch auftun, dann springt mit Sicherheit Patschuli in die Bresche.
Beim Bäcker lachen sie aus der Vitrine: Zimtschnecken in Größe von Allgäuer Kuhfladen, der Eisverkäufer kutschiert Zimteis durch die Straßen und aus dem Reis beim Curry sprießen fingerdicke Zimtstangen hervor , umringt von vielen Nelken - die sich bei Oma noch Nagerl nennen durften und die dem Kompott sein unverwechselbares Aroma verliehen.
Am sechsten Breitengrad in Sri Lanka: Kein Essen ohne Zimt, somit - kein Tag ohne Zimt, somit auch kein Tag ohne Aphrodisiakum!
Rund um den 48. Breitengrad in Wien und München langt man wohl nicht ganz so kräftig zu, obwohl Zimtschnecken, Zimtsterne, Apfelstrudel und Milchreis mit viel Zimtpulver zum kulinarischen Alltag gehören.
Nur am 50. Breitengrad in Brüssel hat man etwas gegen den Verzehr der braunen Rinde. Die Vorliebe für´s Cumarin sei´s - sagen die vielbeschäftigten Beamten -, die es gilt, uns auszutreiben, es soll Krebs erzeugen, im Falle, dass man jährlich mehr als 2 kg  zu sich nimmt. Klar, die Bayern und wir Ösis schaffen ja locker 10 Kilo.
Nach Salatgurken, Sparlampen, Klospülung und Staubsaugern haben sich die Lobbyisten nunmehr dem Treibmittel der Liebeslust zugewandt. 
Herrschaften in Brüssel! Bei uns nimmt abends der Opa sein Zimtpfeiferl an die Brust, die Oma tupft sich Zimtöl hinters Ohr, Papa schluckt Zimtbier und die Mama gönnt sich noch schnell ein Glaserl Zimtmilch bevor alle in die Bettwäsch´ hüpfen, die bei uns daheim sicher nicht nach Lavendel duftet.
Also: Greift nach Zimt, ihr Bürokraten, anstatt ihn zu verbieten, ihr werdet sehen, ihr kommt bald auf andere Gedanken!
 
Herzlichst, eure,
Patschuli-Stef
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(alle Rechte liegen bei der Autorin)

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