Jenseits
des „Edelstein-Flusses“, dessen Wasser als heilig gilt, liegt der Tempelbezirk.
Ein riesiges Parkgelände wurde zum „Heiligen Bereich“ erklärt, es ist
blitzsauber und deshalb lassen wir uns gerne im Gras nieder und beobachten die
vorbeiziehenden Pilger, die zu den Heiligtümern ziehen. Weiß gekleidet und mit
Opfergaben beladen, schreiten sie über die sandigen Wege, begleitet von Affen
und Kühen.
Man geht barfuß, Betteln und Geschäfte machen sind hier verboten – nur für die heiligen Kühe gilt das Bettelverbot nicht.
Wir wollen zum Kataragamatempel - der ist noch geschlossen -, und ich wundere mich über das kleine Gebäude. Ich habe etwas Riesiges erwartet. Dafür sind das Areal und das
Tor recht imposant. Unzählige Elefantenköpfe und Pfaue zieren die Mauer.
Tor recht imposant. Unzählige Elefantenköpfe und Pfaue zieren die Mauer.
Somit haben wir noch viel Zeit und beginnen in der kleinen Moschee unsere Pilgerreise.
Der Wächter freut sich, sind wir doch die einzigen Besucher. Er lässt sich
gerne fotografieren, spricht ein Gebet für uns und freut sich über Bakschisch.
Dann
geht´s richtig los: Eine lange Sandstraße führt zum buddhistischen Heiligtum,
dem „Milch-Tempel“; der knappe Vollmond steht inzwischen am Himmel, wir opfern
Kokosöl und Lotosblüten und ich versuche es den Pilgern gleichzutun und in
Meditation zu versinken. Keine Chance auf innere Einkehr, es ist zu aufregend:
Neben mir klagt eine alte Frau herzzerreißend, hinter mir betet ein junger Mann
seine Sünden ab und dann liest jemand lautstark die Veden, Papier raschelt im
Wind und ich hab nur mehr Augen und Ohren. Ich gebe auf und wir umrunden mit dem
vorbeiziehenden Strom dreimal den Kiri Vihara, dessen weiße Kuppel sich
leuchtend gegen den schwarzen Himmel abhebt.
Um
18.30 Uhr soll die Puja sein, ein Bittgang zumTempel des Hindugottes Kataragama,
zuständig für materielle Angelegenheiten, beruflichen Erfolg, aber auch für
Krieg. Naja, wie man´s nimmt, da ist mir die Göttin Lakshmi, die nur
Glück und Wohlstand verspricht, lieber. Erstmal schauen, denke ich, aber schon
bin ich im Strudel der Drängenden gefangen. Im Inneren des Tempels ist es eng,
riesige Kandelaber erhellen den niederen Raum, ich fürchte, erdrückt zu werden.
Aber irgendwie gelange ich nach Vorne zum Allerheiligsten, überreiche einem
Mönch meine Gabe - ich habe Süßes mitgebracht, verneige mich, und tue so, als
ob ich dazugehörte. Hinter mir flüstert jemand: „Perfect done!“ „Entdeckt!“,
denke ich und schon bin ich wieder draußen am Vorplatz. Wir werden zum Essen
der gesegneten Speisen – picksüßer Reis und Obst – eingeladen, greifen
natürlich zu und schließen uns der Pilgerschar an, die hinter Musikanten singt
und tanzt.
Die
Stimmung ist großartig, und ich lasse mich mit dem Strudel treiben. Die Kamera ist im Rucksack.
Fotos? I wo! - bin ja nicht Fotoreporter!
***
(Alle Rechte liegen bei der Autorin.)
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