Donnerstag, 23. Januar 2014

Der Bus, ein Mönch und ich


Von Dambulla kommend steuern wir Matale an. Wie immer mit dem Bus - einem öffentlichen.
In rasender Geschwindigkeit, wahrscheinlich ist der Teufel hinter ihm her, - bei uns in Europa wär´s der TÜV -, rattert, poltert und schaukelt unser Gefährt über die holprige Landstraße dahin. Eine grüne Landschaft flitzt an uns vorüber, während ich – neugierig beäugt von unzähligen Mitreisenden – versuche, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Ich hänge verzweifelt an einem Griff, meine Finger kleben, wovon, weiß ich nicht. Ich stehe auf weichem Untergrund, es sind die Füße eines hinter mir Eingepferchten - er lächelt mitleidig, nachdem ich mich entschuldigend umdrehe, und feststelle, dass es keinen anderen Platz für meine Füße gibt. Beim nächsten Ausweichmanöver schlägt die Fliehkraft zu: Mein Busen quetscht sich mit voller Wucht an den Rücken des Vordermannes, ich baumle, die Haltestange entgleitet mir und schon schlägt mein Körper zwischen den Sitzreihen ein. Ein paar Sarongträger - hier sitzen nur die Männer – schauen erst einmal entgeistert und grinsen dann.

Meine Blicke suchen die Heiligen über der Windschutzscheibe, und ich erflehe deren Segen.


Eines wundert mich: Es stinkt nicht – trotz der Pferch. Von links strömt Sandelholz heran, mein Vordermann bevorzugt Irish Moss-India und von hinten erreicht mich Patschuli. Ob ´s die Luftdusche macht, derer man hier tagtäglich ausgesetzt ist? Öffis kennen weder geschlossene Fenster noch Türen, für Frischluft - im Ausmaß eines Wirbelsturmes - ist somit immer gesorgt.
Unsere Rucksäcke kugeln - außer Sichtweite - irgendwo in der Nähe des Fahrers herum; man hat sie uns gleich beim Einsteigen abgenommen, wahrscheinlich dienen sie einigen Passagieren als Sitzgelegenheit.
Mein Angetrauter, zwischen meinem Vordermann und seiner Vorderfrau eingeklemmt, streckt sich und deutet mir: „Hier ist ein Platz frei!“ Ich kann´s nicht glauben, bringe es aber mit der Kraft der Verzweifelten fertig, mich irgendwie nach vorn zu drängen. Schon sitze ich. Zwar nur eine Pobacke breit, aber immerhin, ich habe einen Sitzplatz ergattert. Neben mir schläft ein buddhistischer Mönch, in leuchtend safrangelbes Tuch gewickelt.
Der Beifahrer erwacht plötzlich aus seiner Lethargie, springt auf und fuchtelt wild mit den Händen. Wie auf ein geheimes Signal hin, erwachen mit einem Mal die - bis dahin dösenden - Männer, springen entsetzt von ihren Sitzen, einige quetschen sich durch die wogende Masse und bieten mir ihre Sitze an. Ich schaue solange verdutzt, bis man mir aufgeregt erklärt: „Monk not sitting woman“.
Ich verstehe und wechsle den Sitzplatz: Jetzt grinse ICH. Der Mönch scheint sogleich ausgeschlafen zu sein, als ein Mann neben ihm Platz nimmt.
DEN Trick merke ich mir (ist zwar nicht ganz korrekt, aber was tut man nicht alles in der Not).
***
(Alle Recht liegen bei der Autorin.)

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