Die
alten Engländer waren große Eisenbahnbauer. Heute reisen deren nostalgisch
angehauchte Nachfahren in den ehemaligen Kronländern auf den eisernen Spuren ihrer Vorväter, belagern die
Büros der Bahnhofsvorstände, Bahnpersonal und Lokführer, und ergötzen sich an
den alten, wackeligen Zügen und rauchenden Lokomotiven, denen sie in der Heimat
nicht das geringste Augenmerk schenken würden.
Ich
gebe zu: Diese Art von Nostalgie mag ich auch.
Mit
einer Stunde Verspätung rattert unser Zug, von Colombo heraufpustend, im Bahnhof
Peradeniya Junction ein.
Die Aufregung unter den Reisenden ist groß, es wird
auf Teufel komm raus geknipst, eine Kamera surrt. Die Abfahrt wird mit Pfeifen
und Fahneschwenken angekündigt und schon geht’s los in Richtung Hochland. Wir
haben den Aussichtswaggon gewählt, sitzen gegen die Fahrtrichtung, dürfen dafür
aber die Landschaft vom letzten Waggon aus durch ein Panoramafenster am
Waggonende bewundern.
Sechs Stunden soll
unsere Fahrt nach Ella dauern. Der Zug wird immer langsamer, plötzlich ist Stopp
auf freier Strecke. Einige ganz Verwegene steigen aus, Handy und Filmkamera im
Anschlag. Der Zugbegleiter berichtet kurz: "Engine has problem, don´t worry!" Ich
verzehre inzwischen die dritte Packung Kokoskekse.
Nach
gefühlten Stunden rollt von hinten eine Diesellok heran, verstellt das
Panoramafenster, wodurch die Aussicht futsch ist, dafür schiebt sie kräftig an
und schon geht’s wieder ein Stückchen weiter.
Beim nächsten Bahnhof ist Schluss
mit lustig und wir stehen. Der frühe Nachmittag geht langsam in den späten
über, mein Keksvorrat zu Ende. Was, wenn wir hier übernachten müssen? Ich
überlege: Der Waggon ist nicht zur Gänze belegt, die Sitze lassen sich umlegen
… Schon ruckelt ´s, ein neuer Triebwagen ist eingetroffen, wird vorgespannt und
auf geht´s!
Zugverspätung
inzwischen: Gut 3 Stunden. Ich soll im vorgebuchten Guesthouse unsere Verspätung ankündigen. Es wird Nacht
werden. Das Handy funktioniert nicht. Den Rat eines mitreisenden Japaners, doch
beim nächsten Bahnhof auszusteigen, den Vorstand um ein Telefongespräch
ersuchen, lehne ich dankend ab. Ich möchte nicht am nächsten Tag nachreisen
müssen.
Vom
Tal blinken ab und zu Lichter zu uns herauf, vom Himmel die Sterne auf uns
herab. Wir rattern durch stockdunkle Nacht, irgendwo da draußen laufen die
Teeplantagen an uns vorbei. Wir werden sie am nächsten Tag noch zur Genüge
bewundern können.
Die
meisten Engländer verlassen uns in Nanu Oya, bestens gelaunt – ach, wie schön
kann Eisenbahnfahren sein!
***
(Alle Rechte liegen bei der Autorin.)
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